St. Johannes 1, 35-42 | Tag des Apostels St. Andreas | Pfr. Dr. Martens

Was für ein wunderbarer Anblick ist das heute Abend: Eine ganze Bankreihe voll von Jugendlichen, die heute Abend durch das Wasser der Heiligen Taufe zum ewigen Leben wiedergeboren werden sollen, die heute Abend sich endgültig vom Islam lossagen und sich zu Jesus Christus, ihrem Herrn und Gott, bekennen! Und wie passend ist es dabei, dass einer von euch heute Abend auch den christlichen Namen Andrew bekommt – auf Deutsch: Andreas.

Ja, das passt, denn heute Abend feiern wir den Tag des Apostels Andreas. Wer war der Andreas eigentlich? So ganz viel wissen wir von ihm nicht. Aber der Evangelist St. Johannes, der berichtet uns, wie der Andreas den Weg zu Jesus Christus gefunden hat.

Eigentlich war er ein Jünger Johannes des Täufers gewesen – Yahya, wie er so schön auf Farsi heißt. Doch dieser Johannes, der hatte eines Tages zu Andreas und einem weiteren Jünger gesagt: Seht her – das ist Jesus, das ist das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt. Und Andreas und der andere Jünger, die verstehen sofort: Dieser Jesus ist mehr als einfach nur ein Prophet, der bietet unendlich mehr, als auch Johannes der Täufer zu bieten hatte. Und so folgen sie nun Jesus nach, gehen hinter ihm her. Und dann dreht sich Jesus zu den beiden um und stellt eine ganz einfache Frage: Was sucht ihr? Und Andreas und der andere Jünger antworten mit einer ebenso einfachen Gegenfrage: Meister, wo wohnst du? Und dann gibt Jesus wieder eine ganz einfache, aber wunderbare Antwort: Kommt und seht! Mehr sagt er nicht – und Andreas und der andere Jünger, die kommen und sehen und bleiben. So wird der Andreas Christ: Er kommt zu Jesus, sieht, wo er wohnt, und bleibt. Der Evangelist Johannes erwähnt noch, dass es nachmittags um 16 Uhr war, als dies geschah. Keine genaue Bekehrungsschilderung, nichts, womit das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auch nur irgendetwas anfangen könnte. Lediglich diese ganz einfache Beschreibung: Andreas kommt zu Jesus, sieht und bleibt.

Aber dann geht die Geschichte noch weiter: Der Andreas läuft los und sucht nun erst mal seinen Bruder Simon, den Petrus. Und dem erzählt er etwas von dem, was er entdeckt hat: Wir haben den Messias gefunden – Isa Masih! Und er führt den Simon zu Jesus, und der gibt ihm seinen neuen Namen, Kephas, Petrus, Fels.

Das ist nicht nur deine Geschichte, lieber Sina, der du ab heute Andrew heißt. Das ist die Geschichte von euch allen, liebe Jugendliche, die ihr heute hier getauft werdet. Ihr wart nicht immer schon bei Jesus. Ihr wart erst einmal ganz woanders, hattet von Jesus erst mal gar keine Ahnung. Aber dann hat euch auch jemand auf Jesus aufmerksam gemacht und hat euch schließlich das Allerwichtigste über Jesus gesagt: Dass er das Lamm Gottes ist, das der Welt Sünde trägt. Ja, wie gut, das wisst ihr alle ganz genau, so habt ihr es auch in euren Taufprüfungen gezeigt: Das ist das Allerwichtigste im christlichen Glauben: Dass Jesus unser Lamm ist, dass er am Kreuz das eine Opfer geworden ist, das die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen hat, damit wir die Vergebung haben.

Ja, da hat euch irgendjemand auf Jesus aufmerksam gemacht – im Iran oder vielleicht auch erst hier in Deutschland. Jedenfalls habt ihr euch dann auf den Weg gemacht, und dann seid auch ihr von Jesus eingeladen worden: Kommt und seht! Und dann seid ihr hierhergekommen, hierher, wo Jesus ist, so sein Zuhause ist, an seinen Tisch. Und dann habt ihr es begriffen: Der ist es, der ist mein Herr, bei dem will ich für immer bleiben! Bei manchen von euch ist das vielleicht ziemlich schnell gegangen, andere haben länger gebraucht. Aber am Ende seid ihr nun alle hierher an diesen Taufstein gekommen, weil ihr erkannt habt: Er ist es wirklich, Jesus, mein Herr und Gott. Niemals will ich von dem wieder weggehen.

Und mittlerweile habt ihr nun auch schon angefangen, es genau wie der Andreas zu machen: Ihr habt schon angefangen, die nächsten wieder zu Jesus einzuladen, auch sie auf ihn aufmerksam zu machen, auch sie mitzubringen zu Jesus, in sein Haus. Und ich hoffe und bete, dass auch die nächsten wieder dieselbe Erfahrung machen werden wie ihr: wie wunderbar es ist, bei Jesus sein zu dürfen, an ihn glauben zu dürfen, ja, bei ihm zu Hause zu sein.

Heute vor 25 Jahren habe ich am Tag meiner heiligen Ordination über die Worte von Jesus gepredigt: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung, wie groß die Ernte in Wirklichkeit ist, ich hätte nie im Traum damit gerechnet, 25 Jahre später einmal eine ganze Gruppe von Jugendlichen aus Afghanistan und dem Iran an diesem Tag taufen zu können. Ja, die Ernte ist groß. Aber gottlob bin ich nicht der einzige Arbeiter. Gottlob gibt es so viele unter uns, die bei dieser Ernte mit anpacken. Und genau dabei brauche ich euch auch, liebe Jugendliche. Ich brauche euch, dass ihr auch weiter macht, was der Andreas damals gemacht hat: Dass ihr andere einladet und ihnen erzählt, wen ihr gefunden habt: ihn, Jesus, euren Herrn, den der uns so unendlich liebt, dass er für uns gestorben ist. Ja, ich brauche euch, dass ihr nun nach eurer Taufe auch weiter bei Jesus bleibt und die nächsten in Empfang nehmt, die hierher kommen. Ihr braucht gar nicht so viel zu reden. Jesus hat das damals auch nicht gemacht. Sagt einfach: Kommt und seht! Und dann hoffe ich, dass noch viele Menschen hier am Taufstein einen neuen Namen bekommen, wie der Simon Petrus damals auch, einen neuen Namen, der deutlich macht, dass wir in der Taufe neue Menschen werden, Menschen, die am Ende staunend feststellen: Ich habe mich ja gar nicht selber für Jesus entschieden! Der hat mich gesehen und gefunden – und bei dem bleibe ich, jawohl, hier an seinem Tisch, an seinem Altar! Amen.

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