St. Johannes 15,17-25 | Tag der Apostel St. Simon und Judas | Pfr. Dr. Martens

Womit hat man auf jeden Fall zu rechnen, wenn man getauft wird? Christus, unser Herr, fasst es im Heiligen Evangelium des heutigen Aposteltags in einem Wort zusammen: Mit Hass hat ein jeder zu rechnen, der getauft wird. Mit Hass habt auch ihr, liebe Brüder, zu rechnen, die ihr heute durch die Heilige Taufe in die Lebensgemeinschaft mit Christus aufgenommen worden seid.

Nein, eine Taufe ist keine harmlose Angelegenheit, nicht ein netter religiöser Ritus. Sondern in der Taufe werden wir von Christus aus dieser Welt herausgerufen, werden wir von Christus auch dem Teufel aus dem Hals gerissen, wie es Martin Luther so schön formuliert hat. Wir gehören nicht mehr zu denen, die von Christus nichts wissen wollen, wir stehen allein unter der Herrschaft unseres neuen Herrn, des auferstandenen Jesus Christus. Und darauf reagieren die, die nicht zu Christus gehören, mit Hass. So sollen wir es ganz nüchtern wahrnehmen. Dieser Hass kann ganz unterschiedliche Gestalten haben: Er zeigt sich in den Maßnahmen, die in den Heimatländern unserer Täuflinge gegen Christen ergriffen werden, in der brutalen Verfolgung, mit der diejenigen rechnen müssen, die sich vom Islam abwenden und sich zu Christus als ihrem Gott und Herrn bekennen. Der Hass zeigt sich in anderer Weise auch in den Maßnahmen, die in unserem Land gegen konvertierte Christen ergriffen werden, denen immer wieder die Ernsthaftigkeit ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben abgesprochen wird und denen man mehr oder weniger offen den Rat gibt, doch einfach den Glauben zu verleugnen und im Heimatland wieder als Muslim zu leben. Der Hass zeigt sich in so manchem Asylbewerberheim und nicht selten mittlerweile auch auf der Straße, wenn orientalisch aussehende Menschen ein Kreuz um den Hals tragen und dafür bedroht und angegriffen werden. Er zeigt sich in der immer offener zutage tretenden Christenfeindlichkeit in unserem Land, ja auch in der Verleumdung derer, die sich etwa für christliche Asylbewerber in unserem Land einsetzen.

Alles nichts Neues – so zeigt es uns Christus hier im Heiligen Evangelium. Genau das hat er schon damals seinen Jüngern, hatte er auch dem Simon und dem Judas angekündigt, dass sie eben dies zu erwarten hätten, wenn sie sich zu ihm, Christus, bekennen würden. Das hat sie jedoch nicht davon abgehalten, sich nach der Auferstehung Jesu auf einen Weg zu machen, der sie der Überlieferung zufolge schließlich bis nach Persien führte, wo sie am Ende als Märtyrer gestorben sind. Die Tötung von Christen im Iran – die gibt es also nicht erst im 21. Jahrhundert, die hat es auch im ersten Jahrhundert schon gegeben.

Zum Trost erzählt Christus das den Jüngern, erzählt es auch uns: Wenn wir von solchem Hass getroffen werden, dann läuft da nicht etwas falsch mit unserem Glauben. Sondern er, Christus, hat uns das längst schon vorher alles angekündigt. Ja, es fällt uns trotzdem immer wieder schwer, das anzunehmen, was Christus sagt. Denn Christus spricht es zugleich ja auch ganz deutlich aus, dass dieser Hass letztlich keinerlei Grund hat. Er wird nicht durch Böses hervorgerufen, was Christus getan hätte oder was auch wir durch den Empfang der Taufe getan hätten. Er ist einfach da – so unbegreiflich wie der Teufel, wie der Böse in Person.

Und trösten will uns Christus zugleich auch noch mit etwas anderem: Gerade da, wo uns der Hass von anderen trifft, dürfen wir stets wissen: Dieser Hass gilt eigentlich gar nicht uns, sondern Christus, dem Herrn. Wenn wir den Hass abbekommen, dann dürfen wir wissen: Hinter uns steht Christus, in seiner Gemeinschaft werden wir von diesem Hass getroffen. Gerade da, wo du angegriffen, bedroht, schikaniert wirst, denke immer daran: Es ist ein Kampf gegen Christus, und wenn du vom Hass anderer getroffen wirst, dann zeigt das nur, wie eng du mit Christus verbunden bist. Wärest du es nicht, so würde dich der Teufel nicht so heftig angreifen, so würden dich auch diejenigen nicht angreifen, die von ihm, Christus, nichts wissen wollen.

Gerade wenn du wegen deines Glaubens angegriffen wirst, lass es dir ein Zeichen sein, dass du auf einem guten Weg bist. Viel gefährlicher wäre es, wenn du überhaupt keine Anfeindungen und Anfechtungen erfahren würdest. Denn das ist die viel erfolgreichere Masche des Teufels, dass er dich in deinem Glauben einfach nur einlullt und dir klarmacht, dass du als Christ niemals irgendwelche Schwierigkeiten zu haben brauchst, dass es ja auch reicht, von Zeit zu Zeit einmal ein bisschen Christ zu sein. Nein, reicht es nicht. Christus macht dir klar: Entweder stehst du auf seiner Seite oder auf der Seite seiner Gegner. Gott geb’s, dass ihr, liebe Täuflinge, immer genau wisst in eurem Leben, wo ihr steht. Gott geb’s, dass wir alle miteinander wissen, wo wir stehen, und uns nicht irritieren lassen, wenn uns als Christen der Wind kräftig ins Gesicht bläst! Ja, Gott geb’s, dass uns auch und gerade die Erfahrungen von Hass und Feindseligkeit immer nur fester verwurzeln in der Liebe unseres Herrn Jesus Christus, die am Ende stärker sein wird als der Hass. Denn aller Hass dieser Welt kann ja nicht verhindern, dass sich am Ende eben doch die Liebe durchsetzen wird, die Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der erschienen ist, die Werke des Teufels zu zerstören. Hassen ist etwas für Loser. Liebe ist das Kennzeichen der Sieger, das Kennzeichen derer, die nichts und niemand von der Liebe Gottes scheiden kann. Und eben darum prägt es uns Christus auch ein: Liebt einander! Amen.

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