Ansprache über Johannes 2,1-11 | 2. Sonntag nach Epiphanias | Pfr. Dr. Martens

Da hatten sie letztes Jahr im Sommer solch ein schönes Hochzeitsfest geplant. Viele Verwandte und Freunde hatten sie dazu eingeladen – aber dann kam die Corona-Pandemie dazwischen, und schweren Herzens mussten sie kurz vorher ihre Hochzeit absagen. Was für eine bittere Erfahrung! Ja, solche und ähnliche Erfahrungen haben viele Menschen im vergangenen Jahr in unserem Land gemacht, haben wir auch hier in unserer Gemeinde gemacht: Auf so vieles hatten wir uns im letzten Jahr hier in unserer Gemeinde gefreut: Auf Fahrten mit den Konfirmanden und Jugendlichen, auf die Kinderbibelwoche, auf das Gemeindefest, auf viele schöne gemeinsame Mittagessen nach dem Gottesdienst und auf so vieles andere mehr. Und dann zerplatzte im vergangenen Jahr eine Hoffnung nach der anderen, ließ sich auch nicht einfach durch andere Angebote ersetzen.

Solch eine Corona-Erfahrung musste auch damals zur Zeit Jesu ein Hochzeitspaar machen: Da feierten sie den größten Tag ihres Lebens – ach, was sage ich! Damals feierte man solch eine Hochzeit nicht nur einen Tag, sondern mehrere Tage hintereinander. Und das ganze Dorf und viele andere Leute von außerhalb noch mit dazu feierten mit. Doch mittendrin erreicht das Brautpaar die schlimme Nachricht: Der Wein ist alle. Nein, das war keine Kleinigkeit. Man konnte stattdessen nicht einfach mal schnell auf Cola ausweichen. Wenn der Wein zu Ende war, war das Fest zu Ende. Der Traum von der schönen langen Hochzeitsfeier – er schien von einem Augenblick auf den anderen zu zerplatzen.

Doch auf dieser Hochzeitsfeier gibt es ganz besondere Besucher: Jesus ist da mit seinen Jüngern – und dazu auch noch seine Mutter Maria. Die bekommt das als erstes mit, dass sich da ein Riesenproblem ergeben hat, das der ganzen Hochzeit ein schnelles Ende bereiten würde. Doch sie hat eine Idee, wie man das Problem lösen könnte: Schließlich hat sie einen Sohn, der zugleich auch Sohn Gottes ist – und der muss jetzt mal ganz schnell ran: „Hallo Jesus, sie haben keinen Wein mehr!“ Doch Jesus erfüllt nicht einfach den Wunsch seiner Mutter. Er weist sie vielmehr erst mal sehr deutlich zurück, enttäuscht sie in ihrer Hoffnung. Und er lässt auch das Brautpaar erst noch mal weiter hängen. Doch Maria weiß: Es lohnt sich, weiter auf Jesus zu vertrauen und darauf zu warten, was er macht: „Was er euch sagt, das tut!“ – So sagt Maria zu den Dienern, die da ganz aufgeregt herumliefen, weil sie nicht wussten, was sie tun sollten. Und dann sagt Jesus ihnen etwas – etwas scheinbar völlig Unsinniges: Er fordert die Diener auf, die Wasserkrüge, die dort standen, damit sich die Hochzeitsgäste vor der Hochzeit rituell reinigen konnten, wie es sich gehörte, wieder neu mit Wasser zu füllen: Sechs Wasserkrüge, in die jeweils 100 Liter passten – sie sollen ganz voll gemacht werden. 600 Liter einzufüllen ohne Wasserschlauch – das ist eine Arbeit, die dauert. Doch am Ende sagt Jesus zu den Dienern: Nun schöpft mal aus den Wasserkrügen! Was für ein scheinbarer Blödsinn! Was soll denn in Wasserkrügen schon anderes sein als Wasser! Doch die Diener schöpfen daraus, bringen den Inhalt zu dem Speisemeister – und der stellt fest, dass mit einem Mal wieder Wein zur Verfügung steht, viel besserer Wein als zuvor! Nein, das Hochzeitsfest geht nicht einfach bloß weiter – sondern jetzt wird es noch viel schöner und besser! Jesus zeigt denen, die es zu verstehen wissen: Wo ich bin, da soll am Ende nicht Mangel, sondern Freude herrschen, noch mehr Freude, als man eigentlich erwarten konnte.

Uns geht es im Augenblick noch so ähnlich wie dem Brautpaar, das gerade die Nachricht erhalten hat, dass der Wein ausgegangen ist. Wir stehen da und sehen einfach nur, wie all das kaputtzugehen scheint, worauf wir uns gefreut haben, scheinbar unwiderruflich. Uns geht es so ähnlich wie Maria, dass wir Jesus doch so sehr darum gebeten haben, dass er endlich alles wieder so weitergehen lässt, wie wir es uns wünschen. Doch scheinbar erfahren wir von Jesus nicht mehr als eine Zurückweisung: Jesus lässt sich nicht von uns herumkommandieren, und er greift nicht dann ein, wenn wir es gerade wollen oder für richtig halten. Das zu ertragen war damals für Maria schwer und ist für uns heute schwer.  

Und doch sollen wir nicht vergessen: Jesus bleibt bei uns, wie er auch damals bei der Hochzeit geblieben ist, als alles aussichtslos erschien. Jesus hat auch für uns, für unser Leben einen Plan, auch wenn es erst einmal gar nicht danach aussieht, wenn wir noch gar nicht erkennen können, was er da eigentlich mit uns vorhat. Und darum gelten auch uns die Worte der Mutter unseres Herrn: „Was er euch sagt, das tut!“ Solange wir gerade auch jetzt in dieser Corona-Zeit vor aussichtslosen Herausforderungen zu stehen scheinen, tun wir gut daran, uns einfach an das zu halten, was Jesus uns sagt: Auf sein Wort sollen wir hören, sein heiliges Mahl sollen wir feiern. Genau das ist jetzt dran in dieser schwierigen Zeit. Ja, da mögen uns viele für verrückt erklären, dass wir uns immer wieder zu Gottesdiensten hier in der Kirche treffen, so wie manche auch damals gedacht haben, dass Jesus verrückt ist, als er die Wasserkrüge mit Wasser befüllen ließ. Doch Jesus weiß, was er tut: Wenn wir auf sein Wort hören, wenn wir sein Mahl feiern, dann bereitet er uns damit schon vor auf das, was er für uns geplant hat. Was das sein wird jetzt in unserem Leben, auch im Leben unserer Gemeinde in diesem kommenden Jahr – wir wissen es nicht. Aber wir wissen: Jesus wird es gut machen. Er will auch uns Freude schenken. Denn auch dieses Jahr 2021 ist ein Schritt auf das ganz große Hochzeitsfest zu, dem wir entgegengehen, dem Fest in seiner sichtbaren Gegenwart, das niemals mehr enden wird. Ja, dafür wird Jesus 100% sorgen, dass wir bei diesem Hochzeitsfest mit dabei sein werden. Und um uns in dieser Gewissheit zu bestärken, lässt er auch jetzt schon in unserer Mitte immer wieder ein Wunder geschehen, wenn Brot und Wein bei der Feier des Heiligen Mahles kraft seiner Worte sein Leib und sein Blut werden. Jesus kann verändern, was uns unmöglich erscheint – so erleben wir es in jedem Gottesdienst. Mit dieser Gewissheit lässt sich dann sogar ein richtig harter Lockdown aushalten. Amen.

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