Apostelgeschichte 2,42 (Vorlage Für Die Persische Übersetzung)| Vorabend zum 7. Sonntag nach Trinitatis | Pfr. Dr. Martens

Seid ihr Fans von Real Madrid oder vom FC Barcelona? Von Chelsea oder vielleicht doch von Bayern München? Und wer ist euer Lieblingsspieler? Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi?

Christ zu sein ist etwas ganz anderes als bloß Fan zu sein, Fan von einer bestimmten Mannschaft namens Kirche oder Fan von Jesus, den man ganz besonders gut findet. Solange man nur Fan ist, ist man Zuschauer, einer, der jubelt, aber nicht selber mitmacht, einer, der andere bewundert, aber letztlich doch nicht an sie herankommt.

Fan von Jesus zu sein, wäre auch langweilig. Denn eines ist ja klar: Am Ende siegt Jesus eben doch immer wieder. Da gibt es keinen, der irgendwie auch nur in seiner Klasse mitspielen könnte.

Doch Christ zu sein, bedeutet eben nicht bloß Fan zu sein. Christ zu sein bedeutet viel mehr, so macht es uns die Apostelgeschichte deutlich. Sie zeigt uns, wie die ersten Christen gelebt haben, was es für sie bedeutete, Christ zu sein.

Christ zu sein bedeutet zunächst einmal, so macht es uns Lukas hier deutlich: Getauft zu sein. 3000 Menschen wurden damals zu Pfingsten getauft. Alle empfingen sie in der Taufe die Vergebung der Sünden und den Heiligen Geist. Alle wurden sie durch die Taufe zum ewigen Leben gerettet. Wenn ich Christ sein will, wenn ich zu Jesus gehören will, dann ist das das Erste und Wichtigste: Dass ich Gottes Geschenke in der Taufe empfange.

Christ zu sein bedeutet sodann, so zeigt es uns Lukas hier: Beständig bleiben. Etwas immer wieder ganz regelmäßig, ganz selbstverständlich machen. Das ist etwas ganz anderes, als was wir heute gewohnt sind: Heute sind wir gewohnt, danach zu schauen, ob es irgendwelche besonderen „Events“ gibt, besondere Ereignisse, besondere Höhepunkte. Da gehen wir dann gerne hin, wollen das miterleben. Doch Christsein heißt eben nicht: Mal zur Kirche zu kommen, wenn etwas Besonderes geboten wird. Sondern Christsein heißt, so lesen wir hier: Ganz selbstverständlich immer mit dabei sein, ganz selbstverständlich dabei bleiben. Ich bin eben nicht nur Christ, wenn ich mal Zeit habe. Ich bin nicht nur Christ, solange, bis ich eine positive Antwort bekommen habe. Christsein heißt: Jesus ist die Nummer eins in meinem Leben, und darum bleibe ich bei ihm, dauernd, regelmäßig, eben weil ich ihn, Jesus, brauche – jeden Tag, jede Woche neu.

Christ zu sein heißt weiter: In der Lehre der Apostel zu bleiben. Das ist etwas, was ihr gerade hier in Deutschland immer wieder neu lernen müsst: Nicht alles, was sich christlich nennt, ist auch wirklich christlich. Nur weil sich eine Kirche als Kirche bezeichnet, muss sie noch keine Kirche sein. Was eine Kirche ausmacht, ist, dass sie bei der Lehre der Apostel bleibt. Was eine Kirche ausmacht, ist, dass sie die Bibel als Gottes Wort ernstnimmt und alles, was sie sagt und tut, daran ausrichtet. Und was einen Christen ausmacht, ist, dass er dieses Wort immer besser kennenlernt, dass er sich in der Kirche immer wieder helfen lässt, das Wort der Apostel von allen möglichen menschlichen Meinungen zu unterscheiden. Darum geht es im Gottesdienst, darum geht es in den Bibelstunden in der Kirche, darum geht es auch sonst, wenn ihr euch mit der Bibel beschäftigt. Achtet genau darauf, was die Apostel in der Bibel geschrieben haben. Das ist wichtiger als alle frommen Meinungen von Menschen.

Christ zu sein heißt weiter: in der Gemeinschaft zu leben. Ich kann als Christ nicht allein sein. Wenn Menschen sagen: Ich trage Jesus in meinem Herzen, ich brauche nicht in die Kirche zu gehen, dann haben sie die Bibel nicht verstanden. Ich brauche als Christ die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern, die mich im Glauben stärken und aufbauen. Und die anderen in der Gemeinde brauchen mich mit meinen Gaben. Christsein ist nicht bloß eine Privatangelegenheit. Christsein heißt mit anderen Christen zu leben, ja, Christsein heißt auch: andere Christen in der Gemeinde in Liebe zu ertragen. Wenn wir meinen, wir könnten auf diese Gemeinschaft verzichten oder uns eine Gemeinde suchen, in der uns alle Menschen passen, dann haben wir nicht verstanden, was Christsein wirklich heißt.

Christ zu sein heißt weiter: beständig zu bleiben im Brechen des Brotes, gemeint ist: beständig zu bleiben in der Feier des Heiligen Abendmahls. Für die ersten Christen war es selbstverständlich, das Heilige Abendmahl ganz oft, ja nicht selten sogar täglich zu feiern. Sie hatten verstanden, was für ein wunderbares Geschenk das Heilige Abendmahl für sie, für alle Christen ist. Wenn ich Christ bin und nicht immer wieder, Woche für Woche das Heilige Abendmahl empfange, obwohl es mir doch möglich ist, dann fehlt ein ganz entscheidender Teil meines Lebens als Christ. Ich kann als Christ nicht ohne den Leib und das Blut Christi leben. Ich brauche diese Gemeinschaft mit Christus, ich brauche die Vergebung, die mir dort geschenkt wird. Fußballfan kann ich vor dem Fernseher sein. Christ kann ich nicht für mich in meiner Wohnung sein. Das kann ich nur sein, wenn ich immer wieder hierherkomme an den Altar unseres Herrn.

Und Christ zu sein heißt schließlich auch: Im Gebet beständig zu bleiben. Ohne das persönliche Gespräch mit meinem Vater im Himmel leidet meine Beziehung zu Gott schweren Schaden – und wenn in einer Gemeinde nur Action herrscht und nicht gebetet wird, dann stimmt auch in einer Gemeinde etwas nicht. Wie schön, dass wir in unserer Gemeinde sonntags immer auch das Angebot des Persischen Gebets haben. Das ist nicht bloß etwas für Superfromme. Das brauchen wir alle miteinander, dass wir füreinander und für andere beten, dass wir unser Gemeindeleben und die Nöte unserer Schwestern und Brüder in der Gemeinde mit unseren Gebeten begleiten.

Ja, wir haben es als Christen doch so gut. Wir müssen nichts selber tun, um in den Himmel zu kommen. Der Himmel wird uns immer wieder geschenkt von Christus selber. Bleiben wir darum immer nur bei ihm, bleiben wir immer wieder dort, wohin er uns einlädt, wo er uns beschenken will! Ja, bleibt einfach bei Christus, bei seinen Geschenken! So einfach ist das, Christ zu sein! Amen.

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