1. Johannes 5,1-4 | Mittwoch nach Jubilate | Pfr. Dr. Martens

Heute feiern wir wieder einmal Geburtstag. Wir feiern, dass eine Schwester und ein Bruder durch das Wasser der Heiligen Taufe neu geboren worden sind, „aus Gott geboren“ sind, wie es der heilige Johannes in unserer heutigen Predigtlesung formuliert. Solch eine neue Geburt ist nicht einfach nur ein schönes Gefühl, so, wie jemand etwa nach dem Besuch einer Sauna sagt, er fühle sich jetzt ganz neu geboren. Sondern wenn Johannes hier von der neuen Geburt spricht, die wir in unserer Taufe erfahren, dann meint er tatsächlich ein unfassliches Wunder, etwas, was wir mit unseren menschlichen Möglichkeiten niemals bewerkstelligen könnten.

Immer wieder aus einer anderen Perspektive umkreist St. Johannes hier gleichsam dieses Wunder der neuen Geburt, der Geburt aus Gott, macht in dreifacher Weise deutlich, wie sich diese neue Geburt im Leben der Neugeborenen auswirkt:


I.

Zunächst einmal sagt Johannes: „Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren.“ Die neue Geburt und das Bekenntnis zu Jesus Christus gehören also unmittelbar zusammen. Anders ausgedrückt: Christ zu sein und zu bekennen, dass der Mensch Jesus zugleich Gottes eigener Sohn ist, gehören unmittelbar zusammen. Ich kann nicht behaupten, Christ zu sein, und zugleich Jesus nur für einen großen Lehrer und Propheten halten, aber ihn nicht als den Mensch gewordenen Gott bekennen. Um dieses Bekenntnis können wir Christen uns nicht herummogeln. In diesen Wochen lese ich immer wieder, dass sich Kirchenvertreter zu abendlichen Feiern des Fastenbrechens im Ramadan einladen lassen und dann sehr nassforsch erklären, letztlich würden Muslime und Christen ja doch an denselben Gott glauben. Es ist sicher richtig, dass sich Christen um ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis auch zu Muslimen bemühen. Aber dabei dürfen sie doch niemals der Gefahr erliegen, das zu verleugnen, was St. Johannes hier so eindringlich deutlich macht: Nur wer Jesus als den Sohn Gottes bekennt, ist aus Gott geboren. Wer dies nicht bekennt, der glaubt an einen anderen Gott, der hat eben gerade nicht diese Beziehung zu Gott, die wir uns nicht selber schaffen können, die nur in der Taufe geschenkt wird.

Ihr, liebe Täuflinge, habt euch heute bei eurer Taufe klar und eindeutig zu Jesus als dem Sohn Gottes bekannt – und habt damit zugleich euch vom Islam losgesagt, der dieses Bekenntnis vehement bekämpft. Ja, nur staunen können wir darüber, wie Gott da auch in eurem Leben gewirkt hat, euch diesen Weg zu seinem Sohn Jesus Christus gewiesen hat, der euch nun diesen neuen Geburtstag erleben lässt. Ja, herzlichen Glückwunsch euch beiden zu diesem Geburtstag – und herzlichen Glückwunsch euch allen, die gemeinsam bekennen: Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist, dass Gott in diesem Jesus Mensch geworden ist. Was für ein Wunder ist da im Leben von euch allen geschehen!


II.

Doch auf das erste Wunder folgt gleich das zweite: Wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus ihm geboren ist. Wenn man in der Taufe neu geboren wird, dann ist man niemals ein Einzelkind, sondern wird immer in die Gemeinschaft der Kirche, der Familie Gottes, hineingeboren. Ich kann als Christ niemals nur meine persönliche Beziehung zu Gott pflegen und dabei die außer Acht lassen, mit denen zusammen ich getauft bin, mit denen ich zusammen zu Gottes Familie gehöre.

Das war eine Gefahr, in der sich schon damals Glieder der Gemeinde des Johannes befanden, dass sie zwar in der Gemeinde getauft worden waren, dass sie aber danach erklärten, die Gemeinde, zu der sie gehörten, sei nicht gut genug für sie, sie würden sich eine andere suchen, in der die Gemeindeglieder besser seien. Wer so denkt, wer sich so von den Schwestern und Brüdern in seiner Gemeinde abwendet, der zeigt damit, dass er von seiner Taufe nichts verstanden hat, so macht es St. Johannes hier deutlich, ja, der steht in der Gefahr, damit letztlich auch die Beziehung zu Christus selber wieder zu verlieren.

Denkt daher daran, liebe Neugetaufte, ja, ihr alle, die ihr getauft seid, was Johannes hier so klar und eindeutig schreibt: „Wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus ihm geboren ist.“ Lasst euch durch die neue Geburt eurer Taufe die Augen dafür öffnen, wie schön es ist, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die nicht ihr euch ausgesucht habt, zu einer Gemeinschaft, die nicht auf gemeinsamen Interessen und gemeinsamer Sympathie beruht, sondern allein auf der gemeinsamen Geburt aus Gott. Ja, was für ein Wunder ist da in unserer Mitte geschehen, dass Gott aus so unterschiedlichen Menschen eine Gemeinschaft geformt hat, die gemeinsam davon leben, dass sie aus Gott geboren sind!


III.

Doch noch eins macht uns St. Johannes hier sehr deutlich: Wer aus Gott geboren wird, wird damit automatisch auch in einen Kampf gestellt, einen Kampf, den wir von uns aus niemals gewinnen können. Da gibt es die einen Stimmen, die uns wieder von Christus wegzuziehen versuchen, die uns deutlich zu machen versuchen, dass es doch gar nicht so wichtig ist, so eng mit Christus verbunden zu sein. Das gibt es die Stimmen, die uns deutlich zu machen versuchen, dass es so viele andere Dinge in unserem Leben gibt, die wichtiger sind als Christus. Und da gibt es die anderen Stimmen, die uns von den Brüdern und Schwestern in der Gemeinde wegzuziehen versuchen, die uns deutlich zu machen versuchen, dass das doch alles gar keine richtigen Christen sind, dass wir doch viel zu gut sind für diese Leute, die doch alle nur in der Kirche sitzen, weil sie etwas ganz anderes wollen.

„Welt“ – so nennt St. Johannes diese Stimmen und zeigt uns zugleich, wie allein wir gegen diese Stimmen vorgehen können: so, dass wir immer wieder auf das hören, was Gott uns in seinem Wort sagt, dass wir durch dieses Wort unseren Glauben stärken lassen. Wir kommen gegen die Welt, gegen diese Stimmen nicht an. Aber Christus ist allemal stärker. Und wenn wir mit ihm verbunden sind, dann ist diese Verbindung mit Christus, ist dieser Glaube der Sieg, der die Welt überwunden hat. Ja, alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, schreibt St. Johannes hier. Bleibe nur dran an Christus, bleibe nur, was du durch die Taufe bist! Dann hast du die Kraft, gegen all das anzukommen, was dich von Christus und von deinen Brüdern und Schwestern wegziehen will. Ja, stell dich dem Kampf – und halte dich ganz fest an Christus. Er ist der Sieger, und durch ihn wirst auch du stärker sein als alles, was dich von Christus wegzieht. Ja, das gilt für euch, die ihr heute getauft seid, und für euch alle, die ihr durch die Taufe mit Christus verbunden seid! So kommt, und lasst uns nun die Siegesfeier halten, Christi Leib und Blut empfangen! Gegen diese Verbindung wird keine Macht der Welt ankommen können! Ja, kommt, ihr neugeborenen Kinder Gottes! Der Platz an Gottes Tisch ist nun auch für euch bereit! Amen.

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