1. Korinther 3,11 | Vorabend zum Tag der Heiligen Apostel Petrus und Paulus | Pfr. Dr. Martens
Brauchen wir in unserem Leben eigentlich noch feste Grundlagen – oder reicht es, wenn wir uns in unserem Leben treiben lassen von dem, was gerade gesellschaftlich in ist, was gerade fortschrittlich und modern erscheint? Das ist eine Diskussion, die in diesen Tagen gerade auch auf der politischen Ebene geführt wird, wenn es darum geht, den Begriff der Ehe noch einmal völlig neu und ganz anders als vom Bundesverfassungsgericht vorgegeben zu definieren und die Ehe damit nicht nur für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, sondern unter dem Stichwort der „Ehe für alle“ etwa auch für Lebensgemeinschaften von mehr als zwei Personen zu öffnen. Brauchen wir noch feste Grundlagen – oder reichen für solche Entscheidungen die jeweils aktuellen Meinungsumfragen, denen man sich im Zweifelsfall schnell anpassen sollte, bevor man als allzu reaktionär erscheint?
Um Grundlagen geht es auch in besonderer Weise an diesem Tag der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Da ist in der Epistel davon die Rede, dass die Kirche Christi erbaut ist auf dem Grunde der Apostel und Propheten. Die Kirche ist keine Weltanschauungsgemeinschaft, die ihren Kurs nach Belieben ändern kann, wenn der Wind mal aus einer anderen Richtung weht. Sondern sie ist ein Haus, gebaut auf einen festen Grund, der nicht verändert werden kann. Sie hat einen Ursprung, von dem sie sich nicht emanzipieren kann, sondern auf den sie sich im Gegenteil immer wieder neu zu besinnen hat, gerade auch, wenn der Wind ihr einmal kräftig ins Gesicht bläst. Der Grund der Apostel und Propheten – er lässt sich auch ganz konkret fassen in ihrem Wort, in dem sie Zeugnis ablegen von dem, was zu verkündigen ihr Auftrag ist.
Im Heiligen Evangelium dieses Festtages ist wiederum die Rede von dem Bekenntnis des Petrus, dass Christus der Sohn des lebendigen Gottes ist. Auf diesen Felsen, auf dieses Bekenntnis und seinen Bekenner, will Christus seine Kirche bauen, so sagt er es selber. Da, wo Christus nicht mehr klar als Sohn des lebendigen Gottes bekannt wird, wo er nur noch als moralisches Vorbild und netter Mensch erscheint, da verlässt die Kirche diese Grundlage, diesen Felsen, da mag ihr vielleicht der Applaus der Massen gewiss sein – aber sie hört damit auf, Kirche Jesu Christi zu sein.
Und dann haben wir eben Christians Taufspruch gehört aus dem 1. Korintherbrief: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Ja, das ist die Grundlage für unser Leben als Christen schlechthin: Er, Jesus Christus, er, der für uns Mensch geworden, für uns am Kreuz gestorben, für uns auferstanden ist, er ist das Fundament, auf dem wir als Christen unser Leben führen und auf das auch die Kirche Jesu Christi gegründet ist. Alles drei hängt also miteinander zusammen: Das, was Christus für uns getan hat, die Kunde davon, die die Apostel und Propheten uns vermittelt haben, und das Bekenntnis zu Christus, das wiederum aus dieser Kunde erwächst. All dies zusammen bildet die Grundlage der Kirche, bildet die Grundlage auch unseres eigenen Lebens als Christen. Sagen wir es also noch einmal ganz deutlich: Die Grundlage der Kirche Jesu Christi sind nicht die Zehn Gebote, ist nicht eine bestimmte Moralauffassung. Die Grundlage der Kirche Christi ist Jesus Christus selber und sein Evangelium, ist das Bekenntnis zu ihm, Christus, und zu dem, was er für uns getan hat. Die vornehmste Aufgabe der Kirche ist nicht, Moral zu verbreiten und das sittliche Niveau eines Volkes zu heben. Sondern die vornehmste Aufgabe der Kirche ist es, Christus zu verkündigen, Menschen dazu anzuleiten, ihr Leben auf dieser Grundlage zu führen und zu gestalten. Doch wenn Christus der feste Grund ist, dann gehört dazu natürlich auch all das, was er gesagt und verkündigt hat, dann gehört dazu natürlich auch seine Auslegung der Gebote. Aber dass wir es nicht vergessen: All dies zielt letztlich immer wieder nur darauf, dass wir erkennen, wie dringend nötig wir es haben, dass Christus für uns am Kreuz gestorben ist, wie dringend nötig wir es haben, seine Vergebung zu empfangen.
„Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Das ist der Taufspruch für euren kleinen Christian. Ja, genau darum ging es eben in seiner Taufe, dass Christian einen Grund für sein Leben bekommt, der fester ist als bloß der Treibsand gesellschaftlicher und persönlicher Meinungen, dass Christian einen Grund für sein Leben bekommt, der auch und gerade dann noch feststeht, wenn sonst alles in seinem Leben ins Rutschen und Schwimmen gerät. Und dieser Grund ist das neue Leben in der Gemeinschaft mit Jesus Christus, das Christian eben in seiner Taufe geschenkt worden ist. Neu geboren worden ist er in dieses neue Leben hinein; und niemand kann mehr rückgängig machen, was da gerade geschehen ist, als Christian durch das Wasser und den Heiligen Geist Kind Gottes und Erbe des ewigen Lebens geworden ist.
Doch nun ist es wichtig, dass Christian von diesem festen Grund seines Lebens auch erfährt, dass er erfährt, wie gut und wichtig es ist, getauft zu sein – ja, mehr noch: wie gut und wichtig es ist, nun auch weiter auf diesem Fundament zu bleiben. Erzählt eurem Christian darum von seiner Taufe, ja, mehr noch: Lebt es ihm selber vor, was es heißt, als Christ zu leben, als Christ auf dem festen Fundament zu stehen, das Gott uns in seinem Wort gegeben hat. Helft eurem Christian, dass er das Wort Gottes, das Wort der Apostel und Propheten, kennenlernt, helft eurem Christian, dass er es lernt, sich nicht einfach an dem auszurichten, was alle anderen tun, sondern Gottes Wort mehr zu vertrauen als der Meinung der Mehrheit. Ja, helft eurem Christian, dass er sich schließlich auch fröhlich zu seinem Herrn Jesus Christus bekennen kann, bringt ihn in den Konfirmandenunterricht, dass er über die Grundlagen seines Lebens mehr erfährt, dass er schließlich bei seiner Konfirmation ganz fröhlich und bewusst Ja sagen kann zu dem Fundament, auf dem sein Leben gebaut ist!
Ja, helft ihm, dass er sich in seinem Leben nicht einfach an dem orientiert, was alle anderen denken, dass er sich nicht vom Strom der Masse mitreißen lässt, sondern weiß, was sein Leben hält und trägt.
Ja, es ist gut und wichtig, dass wir uns alle miteinander an diesem Aposteltag an die Grundlagen unseres Lebens erinnern lassen, dass wir uns zurückrufen lassen auf den festen Grund, auf den wir unser Leben gründen können und sollen. Gott geb’s, dass wir alle miteinander nicht einfach bloß vor uns dahinleben, sondern wissen, was die Grundlage unseres Lebens ist und bleibt. Ja, Gott geb’s, dass wir bei Christus bleiben, dass sein Leib und sein Blut die Verankerung unseres Lebens bleiben, die uns davor bewahren, im Treibsand des Lebens unterzugehen. Mögen uns eben dazu die Apostel Petrus und Paulus mit ihrem Wort und mit ihrem Lebenszeugnis ermutigen! Amen.