1. Mose 8,18–22; 9,12–17 | 20. Sonntag nach Trinitatis | Pfr. Turunen

„Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. † (Amen).

Hört Gottes heiliges Wort aus dem ersten Buch Mose, aus dem achten und neunten Kapitel:

So ging Noah heraus mit seinen Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne, dazu alles wilde Getier, alles Vieh, alle Vögel und alles Gewürm, das auf Erden kriecht; das ging aus der Arche, ein jedes mit seinesgleichen.

Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.

„Der Herr segne sein Wort an uns allen.“ Amen.

[Predigt] Liebe Schwestern und Brüder, im heutigen Predigttext erleben wir, wie Noah samt Familie und allen Tieren aus der Arche steigt. Zur Erinnerung: Als sich in den Anfängen der Weltgeschichte die Menschheit auf der Welt ausbreitete, stellte sich heraus, wie groß die Korruption des Sündenfalls gewesen war: alles Dichten und Trachten des Menschen war böse, und allerlei Gottlosigkeit, Mord, Ehebruch und andere Verbrechen gehörten zum Alltag. Und so reute es Gott, dass er den Menschen erschaffen hatte, und fasste einen Plan, seine Schöpfung auszulöschen. So ließ er 40 Tage und 40 Nächte Regen auf die Erde fallen und er öffnete die Quellen der Tiefe und ertränkte die ganze dreckige Schar von Sündern und Übeltätern wie sie es verdient hatten. Einzig und allein den gläubigen Noah mit seiner Familie rettete Gott: Er befahl Noah, die Arche zu bauen, und in der Arche überlebten nicht nur Noah, seine Frau, seine Söhne und deren Frauen die Sintflut, sondern auch jeweils ein Paar von allen Tieren. Wie der Text es ausdrückt: „Wilde Tiere, Vieh, Vögel und Gewürm“ – sie kamen alle heil aus der Arche heraus. Noah wusste wohl nichts vom modernen Artenschutz, denn kaum war das Vieh aus der Arche heraus, brachte Noah dem Herrn schon ein Dankopfer dar. Zum Glück hatte Noah nach Gottes Gebot sieben Paar von allen opferbaren Tieren und Vögeln in die Arche genommen, sonst hätte es auf dem Berge Ararat gleich ein Aussterben der Rinder und Schafe gegeben. Stattdessen gibt uns Noah ein Beispiel des verantwortungsvollen Umgangs mit der Schöpfung: er schlachtet manche der Tiere, lässt aber andere am Leben. Die Tiere sind für den Menschen geschaffen worden und der Mensch darf verantwortungsvoll über sie verfügen wie er möchte. Der Mensch kann Tiere auch schlachten und essen, auch wenn die Propheten der Klimareligion uns anderes verkünden möchten.

Der liebliche Geruch des Dankopfers kam vor Gott. Und Gott schwört in diesem feierlichen Moment einen Eid: Er verspricht, die Menschheit nicht noch einmal zu ertränken. Es wird keine zweite Sintflut geben. Dafür setzt Gott ein Zeichen an den Himmel, den Regenbogen.

„Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.“ Dieser Satz ist wichtig: „das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse.“ Auch nach der Sintflut ist das menschliche Herz grundsätzlich zum Bösen geneigt. Der Mensch ist keine tabula rasa, kein leeres Blatt. Der Mensch ist auch nicht grundsätzlich gut. Stattdessen tragen wir alle diese Erbsünde mit uns, und auch unsere Herzen trachten nach Bösem. Wir sehen es besonders drastisch in der heutigen Zeit: das Zeichen des Bundes, den Regenbogen, hat der Mensch zum Zeichen seines Hochmuts genommen. Unter dem englischen Schlagwort „Pride“, wird die Regenbogenfahne zum Symbol menschlichen Stolzes. Der Mensch ist stolz darauf, dass er in Sünde lebt. Der Mensch ist stolz darauf, dass er eine Lebensform betreibt, die so nicht von Gott gewollt ist. Und das groteskerweise ausgerechnet unter dem Symbol des Regenbogens, dem Symbol, das Gott der ganzen Menschheit gegeben hat als Zeichen seines Bundes. Man könnte meinen, der Mensch möchte Gott herausfordern. Es ist auch typisch teuflisch: Der Satan nimmt gerne alle guten, von Gott gegebenen Dinge, in diesem Fall den Regenbogen, und pervertiert sie zu dem dämonischen Gegenteil dessen, was sie gewesen sind: Der ursprüngliche Regenbogen als Zeichen der Liebe und Gnade Gottes, und jetzt der Regenbogen der Pride-Leute als Zeichen des menschlichen Hochmuts und als Zeichen der Rebellion des Menschen gegen Gott.

Ja, wie stolz wir doch geworden sind. Ich benutze das Wort „wir“, weil wir genauso an der Menschheit teilhaben, ein Teil der Menschheit sind. Und wenn es in der Menschheit Sünden gibt, dann haben wir da auch unseren Teil daran. Wir können es uns wirklich nicht leisten, mit dem Finger auf anderer Sünden zu zeigen, obwohl das sicherlich nett wäre und uns in unserem In-uns-gekehrt-Sein stärken würde. Wir können hier nicht gemütlich zusammensitzen, den eigenen Heiligenschein auf Hochglanz polieren, und mit dem Finger auf die armen Sünder draußen zeigen, denn unser aller Herz ist auch gefüllt von Pride, von Stolz. Wie gesagt, auch wir tragen die Erbsünde mit uns, die kam mit Noah mit und wurde an jeden von uns als Nachfahren Noahs weitergegeben. Stolzes, selbstgerechtes Denken, hinter dem Rücken anderer reden, Gerüchte verbreiten, Vorurteile anderen Menschen gegenüber pflegen, sich als etwas Besseres betrachten – das sind alles Sünden, die auch aus dem Herz eines Christen sprießen können. Man könnte auch fragen: Wieviel sind wir auf unseren Knien im Gebt gewesen für diese sündige Menschheit, wie oft haben wir für Erweckung und Erneuerung in unserem Land gebetet, wie oft haben wir Buße getan für unsere und anderer Sünden? Wie gesagt, wir können es uns wirklich nicht leisten, auf andere mit dem Finger zu zeigen. Geh in dich, und prüfe, ob sich Pride auch in deinem Herzen findet.

Im heutigen Bibeltext geht es um einen Bund, den Gott geschlossen hat. Der Bund mit Noah gilt der ganzen Menschheit und sogar den Tieren: Das normale Leben wird auf der Welt weitergehen und es wird keinen Reboot geben, Gott wird zwischendurch keine Sintflut mehr schicken, er wird die Menschheit nicht vernichten. Erst am Ende der Zeit geht die Welt, so wie wir sie kennen unter, dann allerdings im Feuer, nicht im Wasser. Aber der Bund mit Noah besagt: bis dahin bleibt alles, wie es immer gewesen ist. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Wenn das finale Ende dieser Welt ansteht, dann merken wir es laut Jesus auch daran, dass diese regelmäßigen kosmischen Phänomene ins Wanken geraten, dass Sterne vom Himmel fallen und sich die Sonne verdunkelt.

Später machte Gott einen anderen Bund, diesmal mit dem Volk Israel. Diesen kennen wir als Alten Bund: Das Volk Israel sollte Gottes auserwähltes Volk sein und die Gebote Gottes halten. Das Volk Israel stellte sich aber als sehr widerspenstiger Bündnispartner heraus, und immer wieder musste Gott Propheten schicken, die das Volk zur Umkehr aufriefen.

Gott ist ein Gott des Bundes. Er will mit der Menschheit in engem Kontakt sein, er will uns mit seiner Liebe übergießen und uns die Versprechen seiner Liebe nahebringen. Seinen Bund bricht Gott niemals. Und so machte Gott noch einen letzten Bund, den Neuen Bund. Dieser sollte wieder ein Bund sein, in den alle Menschen eintreten können. Und dieser Bund wird uns retten.

„Das ist das Neue Testament in meinem Blut“, spricht unser Herr Jesus beim Abendmahl. Testament ist ein Synonym für Bund, man könnte auch sagen: „Das ist der Neue Bund in meinem Blut.“ Und dieser Bund steht allen Menschen offen, ob groß, ob klein, ob jung, ob alt, ob Mann, ob Frau, ob Deutscher oder Afghane, Iraner oder Pakistani, alle Menschen dürfen kommen und in diesen Bund mit Gott eintreten. Denen, die in diesen Bund eintreten, wird nicht weniger versprochen als die Vergebung der Sünden und das ewige Leben. Der Bund in Christi Blut hält: da wird nicht nach deinen Sünden gefragt, da wird nicht nach deiner Stellung oder Position gefragt, da wird nicht nach deinem Vermögen gefragt. Diese haben keine Auswirkung darauf, dass Gott dich aus Liebe in seinen Bund aufnimmt. In der heiligen Taufe bist du schon in den Bund aufgenommen worden. Was auch immer du seitdem verbrochen hast, deine Sünden sind in Jesu Blut versenkt und du darfst heute ganz sicher glauben, dass du in einem Bunde bist, den Gott nicht lossagt. Und um dir das nochmal ganz klar zu machen, wird dir heute ebendieses Blut des Neuen Bundes, ebendieses Opferblut Christi im Abendmahl gereicht. „Und der HERR roch den lieblichen Geruch [des Opfers] und sprach in seinem Herzen“: „es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ (Jes. 54:10)

Amen.

“Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. † Amen.”

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