1. Petrus 1,3-9 | Quasimodogeniti | Pfr. Dr. Martens

Kirche ist echt geil! Die bietet ein echt gutes Programm: Reisen, Ausflüge zum Heidepark, Pizza, Bowling, Schwimmen und jede Menge Spaß! Ja, das lohnt sich wirklich, sich konfirmieren zu lassen. Ja, dafür nimmt man dann auch den einen oder anderen Gottesdienstbesuch in Kauf!

Liebe Konfirmanden, ihr wisst, das wäre absolut peinlich, wenn ich so für die Kirche und für die Konfirmation Werbung machen würde. Natürlich geben wir uns hier Mühe, dass ihr auch hier in der Kirche eine gute Gemeinschaft erfahrt. Aber selbstverständlich wissen wir, dass wir mit den Unterhaltungsangeboten, die euch ansonsten geboten werden, hier in der Kirche nicht ansatzweise mithalten können. Da gibt es allemal Freizeitangebote, die für euch spannender und unterhaltsamer sind als das, was hier in der Kirche läuft. Und es wäre tatsächlich peinlich, wenn ich mich jetzt hier vor euch als Partyclown hinstellen würde und meinen würde, euch damit für die Kirche begeistern zu können. Auch wenn ihr höfliche Leute seid, denkt ihr euch natürlich euren Teil, dass ein alter Sack wie der Pastor nun wirklich nicht als Partyknaller taugt.

Doch wenn ich euch heute bei eurer Konfirmation einfach nur etwas Spaß und Vergnügen in der Kirche ankündigte, dann ist das nicht nur ein bisschen peinlich, weil das Unterhaltungsangebot der Kirche einfach nicht gut genug ist. Sondern ich würde euch dann auch täuschen und verschweigen, was ich euch doch jetzt an dieser Stelle ganz offen sagen muss: Wenn ihr euch heute zu Jesus Christus bekennt, wenn ihr versprecht, auch weiter bei ihm zu bleiben, auch weiter immer wieder seinen Leib und sein Blut zu empfangen, dann geht ihr damit nicht den leichteren Weg, sondern den schwereren. Es geht nicht bloß darum, dass unser kirchliches Unterhaltungsangebot vielleicht nicht so umwerfend ist. Sondern es geht darum, dass ihr als Christen in der Zukunft möglicherweise jede Menge Schwierigkeiten bekommen werdet. Ihr merkt das ja jetzt schon in der Schule, dass ihr als Christen meist ziemlich allein dasteht, dass die anderen euch ein bisschen entsetzt angucken, wenn ihr erklärt, dass ihr in die Kirche geht. Ja, der Wind weht uns Christen hier in unserem Land immer kräftiger ins Gesicht. Wir erleben immer mehr offene Christen- und Kirchenfeindlichkeit, gerade auch vonseiten der politisch Verantwortlichen in unserem Land, und es gibt auch unter euch einige, die die deutschen Behörden vor die Frage stellen, ob sie ihren Glauben auch in ihrem muslimischen Heimatland, auch unter Lebensgefahr weiter praktizieren würden. Ja, wenn ihr heute euer Konfirmationsversprechen ablegt, dann schwimmt ihr damit gegen den Strom in unserer Gesellschaft, dann wird euch das in der Zukunft möglicherweise gewaltige Nachteile einbringen.

Doch damit steht ihr nicht allein da. Das ist von Anfang an in der Kirche Jesu Christi so gewesen, und genau so erleben es auch heute so viele Christen auf der ganzen Welt. Als Christ in Freiheit und Wohlstand leben zu können, ist und bleibt eine Ausnahme – und es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns dieses Privileg einer freien Ausübung unseres Glaubens auch hier in unserem Land genommen werden wird.

Den Christen, an die der heilige Petrus damals seinen Brief schrieb, war auch nicht unbedingt nur nach Party und Heidepark zumute. Ganz offen spricht Petrus an, dass diese Christen jetzt eine Zeitlang traurig sind in mancherlei Anfechtungen. Das heißt: Diese Christen bekamen damals auch schon alle möglichen Schwierigkeiten, wenn sie an ihrem Glauben an Christus festhielten. Es wurden böse Gerüchte über sie verbreitet, sie bekamen Schwierigkeiten im Beruf, Besuch von der Polizei, und so mancher von ihnen hatte schon ein Gefängnis von innen gesehen wegen seines Glaubens an Christus. Warum taten sich die Christen das dennoch an, warum hielten sie dennoch am Glauben fest? Für den Heidepark und für Pizza würde ich jedenfalls nicht ins Gefängnis gehen. Das muss schon sehr viel mehr sein.

Der Apostel Petrus sagt hier auch ganz klar, was für die Christen damals so wichtig war, dass sie dafür alle möglichen Nachteile in Kauf nahmen. Er spricht von dem Ziel unseres Glaubens, spricht davon, dass uns an diesem Ziel unaussprechliche Freude erwartet – etwas, was tatsächlich unendlich besser und großartiger ist als alle Party- und Unterhaltungsangebote, die es hier in unserer Stadt, ja überhaupt auf der ganzen Welt gibt. Und diese Freude hat damit zu tun, dass wir einmal Jesus Christus selber sehen werden. Das wird so unglaublich schön sein, dass sich dafür alle Nachteile, die wir jetzt wegen unseres Glaubens vielleicht erfahren müssen, tausendfach lohnen. Als Christen wissen wir: Uns steht das Allerbeste in unserem Leben noch bevor – und darauf leben wir hin. Dafür setzen wir alles in unserem Leben ein.

Doch woher wissen wir denn, dass sich dieses Warten auf das Ziel wirklich lohnt, dass das nicht bloß ein blöder Trick ist, mit dem die Kirche versucht, Konfirmanden nach ihrer Konfirmation in der Kirche zu halten? Das wissen wir, weil Jesus Christus selber von den Toten auferstanden ist, weil es viele Zeugen gibt, die genau davon berichten, dass sie dem auferstandenen Herrn Jesus Christus selber begegnet sind. Und wenn Jesus Christus auferstanden ist, wenn er den Tod besiegt hat, dann lohnt es sich tatsächlich, bei diesem Jesus Christus zu bleiben. Wenn Jesus Christus mir das ewige Leben schenkt, dann brauche ich keine Angst mehr davor zu haben, hier im Leben etwas zu verpassen und nicht genug mitzubekommen. Dann kann ich mich freuen an dem Schönen im Leben und kann auch Nachteile in Kauf nehmen wegen meines Glaubens, weil ich weiß: Dieses Geschenk, was Jesus mir macht, das kann mir keiner nehmen.

Wichtig ist nur, dass wir die Verbindung zu diesem Jesus Christus halten. Denn nur Christus selber schenkt uns die Kraft, bei ihm zu bleiben und an ihn zu glauben. Ich kann mir den Glauben nicht einfach selber aus den Rippen kitzeln, wenn ich sonntags morgens im Bett liege. Ich brauche die Gemeinschaft mit Jesus Christus, ich brauche seinen Leib und sein Blut, damit mich nichts von dem, was ich in meinem Leben erfahre, von Christus abbringt. Ja, Christus prüft unseren Glauben. Er macht es uns in unserem Leben nicht immer einfach. Der belastet unseren Glauben, ganz klar. Das ist so ähnlich wie im Fitnessstudio. Wenn jemand im Fitnessstudio Muskeln aufbauen will, wird er dort nicht bloß eine 1-Kilo-Hantel ein paar Male bewegen, weil das so schön bequem ist. Sondern der wird richtig starke Widerstände aufbauen, weil nur so seine Muskeln wachsen. Und so ist das mit unserem Glauben auch. Christus lässt auch euch in eurem Leben Widerstände erfahren, wenn ihr Christen seid – aber er will damit doch nur euren Glauben stärken. Und dabei gibt er euch seinen Leib und sein Blut als ganz legales Doping, dass euer Glaube durch diese Widerstände wirklich wächst.

Ja, natürlich werden wir auch nach eurer Konfirmation weiter auch Spaß miteinander haben in der Kirche – so, wie ihr es jetzt gerade auch auf eurer Konfirmandenfahrt erlebt habt. Aber ich hoffe, ihr versteht, warum wir diesen Spaß miteinander haben: Weil wir alle miteinander so ein wunderbares Ziel in unserem Leben vor Augen haben. Und das trägt eben selbst dann noch durch, wenn uns in unserem Leben mal gar nicht nach Spaß zumute ist.

Denkt also daran, wenn ihr gleich euer Bekenntnis zu Jesus Christus sprecht: Es geht nicht bloß um die nächsten paar Jahre hier in der Kirche. Es geht um das Ziel eures Lebens, es geht um euer ewiges Leben. Wenn ihr mit Christus verbunden seid, dann habt ihr eine großartige Hoffnung für euer Leben, dann geht es euch unendlich besser als all denen, die vielleicht jede Menge Party machen, aber letztlich doch keine wirkliche Hoffnung haben. Und wenn euer Glaube dann doch mal ganz wacklig wird, dann denkt daran: Euer Glaube hängt nicht von euch ab; Christus wird ihn euch immer wieder schenken und stärken. Verliert nur ja nicht die Verbindung zu ihm! Christus will doch nur dies, dass ihr euch einmal alle miteinander ohne Ende freuen werdet! Na, wenn das kein Grund ist, sich konfirmieren zu lassen! Amen.

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