1. Petrus 1,8-12 | Tag der Geburt St. Johannes des Täufers | Pfr. Dr. Martens

„Mensch, nun fahr doch endlich! Grüner wird es nicht mehr!“ – Vielleicht habt ihr diese Erfahrung auch schon mal gemacht: Da wartet ihr an einer Ampel. Vor euch steht ein anderes Auto. Die Ampel springt auf Grün. Doch der Fahrer vor euch macht überhaupt keine Anstalten, sich auch nur irgendwie in Bewegung zu setzen. Und da reicht es uns dann irgendwann: „Mensch, nun fahr doch endlich! Grüner wird es nicht mehr!“

„Grüner wird es nicht mehr!“ – Genau darum geht es auch in der Predigtlesung des heutigen St. Johannisfestes, des Tags der Geburt St. Johannes des Täufers. Da macht der Apostel Petrus den Christen, an die er schreibt, dies eine deutlich: Grüner wird es nicht mehr! Mehr Heil kann es gar nicht geben als das, was ihr jetzt schon bekommen habt! Ihr braucht nicht mehr zu warten – Es ist alles schon geschehen. Der Weg ist frei!

„Grüner wird es nicht mehr!“ – Ja, genau darum geht es eben auch bei St. Johannes dem Täufer selber, ja, an seiner Person kann man sehr deutlich den grundlegenden Unterschied zwischen dem Islam und dem christlichen Glauben erkennen:

Yahya, so wird Johannes der Täufer auf Farsi, so wird er auch insgesamt im Islam genannt. Ja, von Yahya berichtet auch der Koran gleich an mehreren Stellen, greift dabei auch biblische Berichte über Johannes den Täufer erkennbar auf. Aber an zwei Stellen wird die Beschreibung dann doch deutlich abgebogen: Zum einen wird Yahya im Islam einfach eingereiht in die Abfolge der Propheten, die schließlich über Jesus zu Mohammad als dem Siegel der Propheten führt. Yahya, so glaubt es der Islam, hat zu seiner Zeit auch schon die Botschaft Mohammads verbreitet, hat die Menschen zum Glauben an den einen Gott gerufen, ja, auch dazu, fünfmal am Tag zu beten und zu fasten. Und natürlich hat er auch den großen Tag des Gerichts angekündigt. Vorläufer Mohammads ist Yahya damit – und Vorläufer von Jesus nur insofern, als auch Jesus als ein Vorläufer Mohammads, eben als Prophet, verstanden wird. Und zum anderen mag der Islam natürlich nicht die Bezeichnung „Johannes der Täufer“. Denn getauft haben kann Yahya als guter Muslim natürlich nicht – er hat, so die Erklärung, die Leute nur dazu angeleitet, wie sie sich vor dem Gebet jeweils rituell mit Wasser zu reinigen haben.

Yahya – er steht im Islam, im Bilde gesprochen, als vor einer roten Ampel, wartet darauf, dass sie irgendwann einmal in der Zukunft umspringen wird, ja, predigt den Leuten, wie sie sich verhalten sollen, damit sie sich am Ende am letzten Tag doch einen Platz im Himmel verdient haben.

Im christlichen Glauben hat Johannes der Täufer eine völlig andere Bedeutung: Er ist eben nicht bloß ein Prophet in der Reihe von Propheten, die nach ihm noch weitergeht, über Jesus noch hinausgeht bis zu einem letzten Propheten. Nein, Johannes der Täufer ist definitiv selber der letzte Prophet, so macht er es uns selber deutlich, und so kündigt es auch schon das Alte Testament: Er ist der erwartete Elia, nach dem eben kein anderer Prophet mehr kommt, sondern nur noch Gott selber. Johannes der Täufer stellt sich also nicht an einer roten Ampel an, sondern er ist, im Bilde gesprochen, das gelbe Licht, das nach dem Rot aufleuchtet und signalisiert: Gleich geht es los, gleich ist es soweit!

Wenn wir also heute den Tag der Geburt St. Johannes des Täufers feiern, dann feiern wir, dass es jetzt grün ist, dass jetzt all das da ist, worauf Johannes noch hingewiesen hatte, ja, was die Propheten des Alten Testaments angekündigt hatten. Ja, wenn wir heute den St. Johannistag feiern, dann sagen wir damit automatisch auch Nein zu dem Anspruch Mohammads. Nach Johannes kommt nur noch das Heil Gottes selber, da brauchen wir keinen, der uns anschließend wieder mit neuen Gesetzen überschüttet, der uns droht mit all dem Schrecklichen, was sich am Letzten Tag an uns vollziehen wird, wenn wir diesen Gesetzen nicht folgen.

Ja, genau das stellt uns unsere heutige Predigtlesung vor Augen, wie grün es für uns in der Zwischenzeit geworden ist, wie gut wir es haben, dass es in Wirklichkeit besser gar nicht mehr geht. Ja, genau das wollen wir heute an diesem Johannistag bedenken und feiern, wie unglaublich gut wir es als Christen haben, so gut, dass wir es uns tatsächlich immer wieder einmal neu klar machen müssen, was für unglaublich privilegierte Menschen wir in Wirklichkeit sind. Gleich fünf besondere Privilegien haben wir als Christen, so zeigt es uns St. Petrus hier:

Zunächst einmal dürfen wir immer wieder neu darüber staunen, dass all das, was Gott durch seinen Sohn Jesus Christus für uns getan hat, schon längst zuvor von Gott durch die Propheten im Alten Testament angekündigt worden ist. Nein, das Alte Testament ist nicht bloß eine Sammlung von Gesetzen, die für uns nach dem Kommen von Jesus Christus nicht mehr gelten. Sondern im Alten Testament wird uns die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel vor Augen gestellt, die immer weiter nach vorne drängt, die immer klarer das Kommen Gottes in diese Welt ankündigt, bis schließlich Johannes der Täufer als der letzte Prophet direkt vor ihm, dem heruntergekommenen Gott, vor ihm, Jesus Christus, steht. Davon, dass der Geist Christi in den Propheten des Alten Testaments gewirkt hat, spricht Petrus hier ganz selbstverständlich, macht deutlich, dass Christus in der Geschichte seines Volkes, in der Geschichte der Welt schon längst am Werk war, bevor er in Bethlehem als Mensch geboren wurde. Das Alte Testament – ein Buch, gewirkt durch den Geist Christi: Was für ein wunderbarer Zugang, der uns damit zu den Büchern des Alten Testaments eröffnet wird: Alles, wirklich alles darin zielt darauf, Christus besser zu erkennen, an ihn zu glauben!

Und was für ein Privileg haben wir dann, dass wir darum wissen dürfen, dass Christus für uns gestorben und auferstanden ist, dass er für uns gelitten hat und dann in die Herrlichkeit eingegangen ist! Ja, genau das hatten die Propheten schon angekündigt, und eben dies hat sich erfüllt in dem Weg, den Jesus Christus für uns gegangen ist. Ja, das ist sie schon, im Bilde gesprochen: die grüne Ampel: Der Weg zu Gott, der Weg in den Himmel, er ist frei, seit Christus durch sein Leiden und Sterben die ganze Schuld unseres Lebens auf sich genommen hat, seit er durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat. Ja, wir dürfen auf unsere Rettung schon zurückblicken, müssen nicht erst noch sehnsüchtig oder gar ängstlich auf sie warten. Und erst recht müssen wir sie uns nicht erst noch erarbeiten und verdienen, indem wir irgendwelche religiösen Riten einhalten und irgendwelche religiösen Gesetze befolgen. Mensch, was haben wir es als Christen gut!

Doch damit nicht genug: Wenn Christus für uns gestorben und auferstanden wäre, aber wir davon nichts erfahren würden, dann würde uns das alles nicht nützen. Doch Petrus macht uns deutlich, wie glücklich wir dran sind, dass uns diese beste Botschaft der Welt nun tatsächlich auch verkündigt worden ist und immer wieder neu verkündigt wird, dass wir immer wieder hören dürfen, was Christus für uns getan hat. Nein, das können wir gar nicht oft genug hören; das ist jedes Mal neu ein Geschenk und ein Grund zu großer Freude, wenn uns das persönlich gesagt und zugesprochen wird: Ja, du bist gerettet, du kommst in den Himmel, weil Christus alles für dich getan hat. Der Weg zu Gott ist wirklich frei! Ja, das darfst du hören, im Gottesdienst, in den Bibelstunden, in den Gesprächen, die du mit anderen Christen führst, das darfst du auch selber in der Bibel nachlesen. Ach, was für privilegierte Menschen sind wir!

Doch die Sache geht noch weiter: Ihr habt diese wunderbare Botschaft ja nicht nur gehört, sondern ihr habt sie geglaubt, ach, was sage ich: Ihr habt nicht nur die Botschaft geglaubt, sondern diese gute Botschaft hat in euch den Glauben an Jesus Christus gewirkt, dass ihr ihn von Herzen lieb habt, dass er euer ganzes Leben, euer ganzes Herz prägt und bestimmt, obwohl ihr ihn in eurem Leben noch nie gesehen habt. Ja, Glaube bedeutet für euch unendlich mehr als bloß die Anerkennung, dass es irgendwo da oben wohl ein höheres Wesen geben muss, vor dem man besser ein wenig seinen Kopf einziehen sollte. Sondern Glaube ist für euch eine ganz persönliche Beziehung, Gemeinschaft mit ihm, Christus, die in eurer Taufe gestiftet wurde und die ihr immer wieder leibhaftig erfahrt, wenn ihr den Leib und das Blut eures Herrn im Heiligen Mahl empfangt. Ja, ihr seid schon jetzt mit dem verbunden, den ihr einmal in alle Ewigkeit schauen werdet, ihr habt damit schon jetzt das ganze Heil, die ganze Erfüllung eures Lebens. Mensch, was haben wir es als Christen gut!

Aber das ist eben nun noch nicht alles. Unser Glaube, der jetzt schon wirkliche Gemeinschaft mit Christus ist, hat doch zugleich noch ein Ziel, so betont es St. Petrus: Und dieses Ziel heißt Freude, unaussprechliche und herrliche Freude. Das ist unsere traumhafte Lebensperspektive, die wir als Christen haben: Kein Angst davor, dass uns nach dem Tag des Gerichts täglich neu in der Hölle die Haut kross gebraten und abgezogen wird, wie es der Koran ankündigt, sondern nichts anderes als Freude, unaussprechliche und herrliche Freude, Freude, die so unbeschreiblich groß und schön sein wird, dass es in dieser Freude einmal endgültig überhaupt keine Zeit mehr geben wird. Wir leben der Freude entgegen – das lässt uns dann auch all das Schwere in unserem Leben ertragen, die Ungerechtigkeit, die wir immer und immer wieder von Vertretern unseres Staates erfahren, die Anfeindungen, denen so viele von uns als Christen immer wieder ganz konkret in ihrem Alltag ausgesetzt sind. Nein, vergiss es nicht: Du lebst der Freude entgegen. Denn er ist gekommen, der, auf den Johannes der Täufer verwiesen hat, er, Jesus, der Grund ewiger Freude. Mensch, wie schön, dass uns das an diesem Johannistag wieder so eindrücklich von dem Apostel Petrus vor Augen gestellt worden ist! Amen.

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