1. Thessalonicher 4,13-14 | Heilige Osternacht | Pfr. Dr. Martens

Sieh mal: Mutti sitzt jetzt oben auf einer Wolke und schaut uns von oben zu! Habt ihr solche Äußerungen auch schon mal gehört? Da werden Menschen mit der harten, schmerzlichen Wirklichkeit des Todes konfrontiert und können sie einfach nicht ertragen, flüchten sich in irgendwelche kitschigen Gedanken und Bilder, von denen sie selber, wenn sie ehrlich sind, nur allzu gut wissen, dass sie nicht tragen, dass sie keine wirkliche Hoffnung zu vermitteln vermögen. Man kann eben in Wirklichkeit nicht auf einer Wolke sitzen, auch wenn das ein schöner Gedanke ist. Wolken tragen nicht, und sie geben erst recht keine Hoffnung.

Von denen, die keine Hoffnung haben, spricht der Apostel Paulus hier in unserer Predigtlesung. Wenn man wissen will, wie aktuell diese Beschreibung ist, muss man sich einfach mal am Sonntag die Todesanzeigen im TAGESSPIEGEL durchlesen. Viele feierliche Worte – und so gut wie gar keine Hoffnung. Ganz selten einmal ein Aufleuchten dessen, was Paulus uns hier in seinem Schreiben an die Thessalonicher vor Augen stellt. Ja, wir leben in einer Gesellschaft, die im Angesicht des Todes, wenn sie es denn ehrlich ausspricht, so gut wie keine Hoffnung mehr hat.

Der Apostel Paulus schreibt diese Worte an Christen, für die auch gerade eine Welt eingestürzt war. Sie hatten so sehr darauf gehofft, dass Christus bald wiederkommt und sie alle miteinander gleich in seine neue Welt mitnimmt. Aber jetzt hatten sie erlebt, dass Gemeindeglieder gestorben waren. Was war nun mit denen? Waren die nun einfach verloren, einfach weg? Paulus flüchtet sich hier nicht in irgendwelche schönen, blumigen Ausflüchte, spricht nicht davon, dass die Verstorbenen ja immer noch in den Herzen der Gemeindeglieder weiterleben, dass man ihren Einsatz für die Gründung der Gemeinde niemals vergessen, sondern ihnen immer ein ehrendes Gedenken zuteilwerden lassen wird. Sondern Paulus redet Klartext: „Wir wollen euch nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind.“ Gewissheit angesichts des Todes, die so weit reicht, dass wir nicht traurig zu sein brauchen wie die andern, die keine Hoffnung haben: Das ist schon ein ganz starker Anspruch, den Paulus hier erhebt. Er behauptet allen Ernstes, dass wir als Christen Gewissheit haben dürfen über die, die verstorben sind. Woher nimmt der Apostel Paulus diese Gewissheit? Er ist nicht darauf gekommen, weil er lange genug über das Thema „Tod“ nachgedacht hat. Sondern er spricht mit dieser Gewissheit, weil ihm der auferstandene Christus selber erschienen ist, weil dieser auferstandene Christus sein eigenes Leben total verändert hat und weil Paulus dabei sofort gemerkt hat: Die Auferstehung von Jesus ist nicht einfach bloß ein sensationelles Geschehen, das irgendwann mal stattgefunden hat, sondern diese Auferstehung ist nicht weniger als der Anfang der Auferstehung aller, die mit ihm, Christus, verbunden sind.

Darum, Schwestern und Brüder, feiern wir heute Nacht so fröhlich Ostern. Es geht nicht bloß darum, dass wir es Jesus von Herzen gönnen, dass er da nicht irgendwo in einem Grab in Jerusalem vermodert ist. Sondern es geht in dieser Nacht um unseren Tod, um unsere Auferstehung. Es geht darum, dass wir gewiss sein dürfen, dass wir einmal für immer mit Christus leben werden, eben weil er auferstanden ist, weil er die Macht des Todes damit endgültig zerbrochen hat.

Unser ganzes Leben, unsere ganze Zukunft hängt einzig und allein daran, dass Jesus nicht im Grab geblieben ist, dass er wahrhaftig auferstanden ist. Ohne Christus, ohne seine Auferstehung gibt es für uns keine Hoffnung, gibt es für uns keine Gewissheit im Angesicht des Todes – nur mehr oder wenig elegant getarntes Verdrängen oder aber offen ausgesprochene Hoffnungslosigkeit. Aber nun lebt er. Paulus hat ihn selber gesehen; und er weiß, was es bedeutet, dass Jesus lebt. Jetzt kann Paulus Menschen wirklich trösten, die mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert sind, braucht sie nicht im Ungewissen zu lassen. Wer mit Christus verbunden ist, der wird mit ihm auferstehen, wird mit ihm leben in Ewigkeit.

Von einem Triumphzug spricht Paulus hier, der uns am Ende erwartet, von einem Triumphzug, der noch viel größer sein wird als der Triumphzug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach ihrem Erfolg bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft. Nein, wir werden bei diesem Triumphzug nicht nur Zuschauer sein. Wir werden mit Jesus selber bei diesem Triumphzug mitmachen an dem Tag, an dem Christus dem Tod einmal für immer ein Ende bereiten wird. Ja, bei diesem Triumphzug werden wir uns alle miteinander treffen: Diejenigen, die am Tag der Wiederkunft Christi noch leben werden, und die, die bis dahin noch gestorben sind. Ja, wir werden uns wiedersehen und mit Christus, dem Sieger über den Tod, feiern. Ja, genau das feiern wir eben auch heute Nacht schon, weil es so gewiss ist, weil es so feststeht – seit Christus auferstanden ist.

Genau darum ging es heute Nacht bei den Heiligen Taufen, die wir gefeiert haben. Da hat sich der auferstandene Christus auch mit unseren Täuflingen für immer verbunden, und so brauchen auch unsere Täuflinge von nun an nicht mehr im Ungewissen zu bleiben angesichts ihres Todes. Ja, auch der Tod wird sie nie mehr von Christus trennen können. Und genau darum geht es auch jetzt gleich wieder bei der Feier des Heiligen Mahles. Derselbe Christus, den damals auch ein Stein vor dem Grab nicht daran hindern konnte, dieses Grab zu verlassen, nimmt nun auch in dir gleich wieder Wohnung – und du darfst gewiss sein: Wenn Christus in mir lebt, dann kann mir der Tod nicht mehr schaden, dann werde auch ich leben in alle Ewigkeit.

Nein, wir brauchen nicht traurig zu sein wie die, die keine Hoffnung haben, brauchen nicht traurig zu sein selbst angesichts des Todes. Denn er, der Herr ist auferstanden – und uns nimmt er mit. Was für eine Hoffnung, was für eine Gewissheit! Mensch, was haben wir Christen es gut! Halleluja! Amen.

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