Jeremia 14,1 (2) 3–4 (5–6) 7–9 | 2. Sonntag nach Epiphanias | Pfr. Turunen

„Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.“ † (Amen).

Hört Gottes heiliges Wort aus dem Buch des Propheten Jeremia, aus dem vierzehnten Kapitel:

Dies ist das Wort, das der HERR zu Jeremia sagte über die große Dürre: Die Großen schicken ihre Diener nach Wasser; aber wenn sie zum Brunnen kommen, finden sie kein Wasser und bringen ihre Gefäße leer zurück. Sie sind traurig und betrübt und verhüllen ihre Häupter. Die Erde ist rissig, weil es nicht regnet auf das Land. Darum sind die Ackerleute traurig und verhüllen ihre Häupter.

Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch um deines Namens willen! Denn unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben. Du bist der Trost Israels und sein Nothelfer. Warum stellst du dich, als wärst du ein Fremdling im Lande und ein Wanderer, der nur über Nacht bleibt? Warum bist du wie einer, der verzagt ist, und wie ein Held, der nicht helfen kann? Du bist ja doch unter uns, HERR, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!

„Der Herr segne sein Wort an uns allen.“ Amen.

[Predigt] Liebe Schwestern und Brüder, für uns Finnen ist heute am 19. Januar ein besonderer Heiligengedenktag: es ist heute der Tag des heiligen Heinrich, des Apostels von Finnland. Bischof Heinrich kam auf einem Schiff ursprünglich aus England, um die Heiden im fernen Norden zu missionieren. Er brachte das Christentum nach Finnland und taufte dort viele Menschen. In die geistliche Dürre des nordischen Heidentums brachte Heinrich den frischen Tau des Evangeliums. Dann erlitt er den Märtyrertod auf dem Eis des gefrorenen Köyliö-Sees, als der Bauer Lalli Heinrich zuerst auf Skiern verfolgte und ihn dann mit der Axt niederschlug. Ist es nicht merkwürdig, wie die Welt die Boten Christi überall auf die gleiche Weise hasst und zu vernichten zu sucht?

Der heutige Predigttext, eine Prophezeiung des Jeremia, spricht auch von einer großen Dürre: es gibt kein Wasser, die Pflanzen sterben, die Menschen verdursten. Große Trauer überkommt die Menschen: ohne Wasser können wir nicht leben. Im Altertum konnte eine Dürre eine große Katastrophe sein, so dass eine ganze Zivilisation an ihr aussterben konnte. Und so versinken die Menschen im Text in Angst und Depressionen. Woher bekommen wir nur Wasser? Woher kommt die Rettung?

Wir erleben auch heutzutage großen Durst und große Dürre um uns herum. Menschen tragen große Angst um die Zukunft. Menschen geraten in Panik, weil sie fürchten, dass die Klimaveränderung die Welt vernichten wird und die Menschheit bald tatsächlich unter Durst und Trockenheit leidet. Die Generation von Jugendlichen, die gerade jetzt heranwächst, wird bereits als die „hoffnungslose Generation“ oder als die „Generation ohne Zukunft“ bezeichnet. Die Menschen versuchen, irgendwo Rettung zu erlangen. Manche hängen ihr ganzes Leben einer Klimareligion an, um so ihr Heil zu finden. Es nimmt teilweise schon absurde Formen an: wir wurden neulich dafür kritisiert, dass wir in Helsinki mit dem Auto unterwegs waren. Für unsere Kritikerin war das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel ein geradezu religiöses Anliegen, an der ihre Rettung oder ihr Untergang hafteten. Heutzutage gibt es junge Menschen, die sagen, sie wollten keine Kinder in diese Welt setzen, weil sie sich zu sehr vor der Zukunft fürchten. Und gleichzeitig konsumiert der Mensch mehr als je zuvor, und die Tempel des Mammon hier in der Schlossstraße sind täglich gefüllt, denn viele versuchen, ihren Durst auf diese Weise zu löschen. Die allwissende Mode gaukelt uns vor, man bräuchte monatlich neue Kleider, und so kaufen die Menschen Billigmode, die sie nach dem ersten Gebrauch wegwerfen. Und schon muss man wieder kaufen, kaufen, kaufen. Andere wiederum behandeln ihren Durst mit traditionellen Mittel und greifen zur Flasche oder Spritze, um wenigstens für einen Moment die unerträgliche Hoffnungslosigkeit zu vergessen.

Ja, Durst hat die Welt, und sie weiß nicht, wo sie diesen löschen könnte. Eine große Dürre herrscht in dieser Welt, und die Welt weiß nicht, wie sie sie behandeln könnte.

Der Mensch, der sich vom lebendigen Gott entfernt und losgesagt hat, lebt nicht in einem Vakuum, frei von Göttern und Mächten, sondern baut sich selbst einen neuen Gott und gibt sich anderen Mächten hin. Wie die Israeliten zu Jeremias Zeiten dem Götzendienst des Baal verfielen, und so für ihre Sünden mit Dürre und Durst geschlagen wurden, so bauen sich die Menschen unserer Zeit auch ihre falschen Götter. Der in sich selbst gekehrte, gekrümmte Mensch rennt herum wie ein blindes Huhn und sucht nach Rettung und klammert sich an alle möglichen trügerischen Strohhalme. Mal wird das Klima zum Abgott, mal der Konsum, mal das Aussehen, mal die Karriere. Jede Zeit bringt ihre neuen Götzen. Der alte Klassiker aber bleibt: Am schlimmsten ist es, wenn der Mensch sich selbst zum Gott macht, zu wissen meint, was gut und richtig ist, und dem Stolz verfällt. Ohne den lebendigen Gott ist der Mensch komplett verloren in seinen Sünden und wird keine Rettung finden, sondern zugrunde gehen.

Auch wir wissen um den Durst nach Heil und Rettung. Die Symptome unserer Zeit sind uns nicht fremd. Auch wir kennen die Angst vor der Zukunft. Auch wir leiden unter Depressionen oder Hoffnungslosigkeit. Wir leben ja nicht losgelöst von der Welt, sondern wir leben in der Welt, sind aber nicht von dieser Welt. Wir wissen, woher die Dürre kommt: wir kennen unsere Sünden, wir wissen genau, dass wir nicht besser sind als die anderen Menschen. Das Gewissen gibt uns keine Ruhe, und wir wissen: wir haben nicht Gottes heiligen Willen getan, wir haben ihm nicht gehorcht, wir waren undankbar und gottlos und stolz, genau wie alle anderen auch. Mit Jeremia bekennen wir und beten: „Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch um deines Namens willen! Denn unser Ungehorsam ist groß, womit wir wider dich gesündigt haben. Du bist der Trost Israels und sein Nothelfer. Warum stellst du dich, als wärst du ein Fremdling im Lande und ein Wanderer, der nur über Nacht bleibt? Warum bist du wie einer, der verzagt ist, und wie ein Held, der nicht helfen kann? Du bist ja doch unter uns, HERR, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!“

Die Prophezeiung des Jeremia spricht davon, dass Gott nicht ferne bleibt wie ein Fremder, sondern wie ein Nothelfer und Held unter sein Volk tritt und dieses aus der geistlichen Dürre rettet. Da kommt Gott nicht nur als ein Wanderer, der übernachtet und verschwindet, sondern als jemand, der wirklich zu seinem Volk kommt und bei diesem bleibt. Wir haben es heute im Evangelium gehört, was passiert, wenn Gott leibhaftig zu seinem Volk tritt: Da wird es nicht nur genug Wasser geben, nein, sogar Wein wird es dann geben in Übermaßen, soviel, dass man ihn nicht mal trinken kann. Sechs große Krüge Wasser hat Jesus in Kana gewandelt, das sind etwa 500–600 Liter! Schon die alte Prophezeiung des Jakob kündigt das messianische Zeitalter an: „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen. Er wird seinen Esel an den Weinstock binden und seiner Eselin Füllen an die edle Rebe. Er wird sein Kleid in Wein waschen und seinen Mantel in Traubenblut.“ (Gen. 49:10–11) Ein Zeichen des Messias ist also, dass es Wein gibt in riesigen Mengen, sodass es nichts ausmacht, dass der Esel an die teure Weinrebe gebunden wird und diese womöglich frisst. So viel Wein wird es geben, dass man darin Kleider waschen könnte. Die Prophezeiung wurde wahr bei der Hochzeit von Kana: die Zeit des Messias ist hier, die Zeit der Gnade und der Freude!

So funktioniert Gottes Hilfe: Er gibt nicht nur gerade so genug, nein, wenn es um Rettung geht, dann gibt Gott in Übermaßen. Wir kriegen nicht nur ein Schlückchen Wasser gegen den Durst; stattdessen kriegen wir mehr Wein, als wir trinken könnten. Gott schickt nicht nur einen kleinen Regenguss gegen die Dürre; stattdessen gibt er genug Wasser, dass alle Pflanzen gedeihen wie im Paradies. Und so ist es auch bei der Frage über die Rettung: Gott vergibt uns nicht nur einmal die Sünden; er vergibt uns immer und immer wieder die Sünden. Gott schickt uns nicht ein Schaf oder ein Kalb als Opfertier; stattdessen schickt er seinen Sohn, der die komplette Sühne für unsere Sünden erbringt. Gott ist nicht nur heute mit dir; stattdessen ist er mit dir dein Leben lang, und bis in die Ewigkeit.

Auch heute kommt der lebendige Gott zu uns in seinem Wort und im Brot und Wein des Altars, im Leib und Blut Christi. Da sehen wir auch wieder die göttliche Übertreibung: Gott kommt nicht nur zu dir, sondern auch in dich! Für Gott ist es nicht genug, dass er aus der Ferne den Sünder betrachtet, er möchte ganz nah an uns ran. Für Gott ist es nicht genug, dass er aus der Ferne zu dir spricht, stattdessen nimmt er deine Sünden auf sich und schenkt dir seine Heiligkeit. Mit Händen im Dreck tut Gott an uns sein rettendes Werk. Was auch immer für Lasten du mit dir trägst, du darfst sie heute an diesem Altar an den Füßen des Herrn Christus zurücklassen. Er wird dich in deiner Dürre und in deinem Durst erquicken. Er wird dir feste Hoffnung geben. Er wird tatsächlich heute dein Held und Nothelfer sein, der dich von deinen Sünden rettet und dich in den Himmel trägt.

Amen.

“Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. † Amen.”

Lasst uns gemeinsam das Glaubensbekenntnis sprechen:

 

Apostolicum

Zurück