Jesaja 43,8-13 | Mittwoch nach Trinitatis | Pfr. Dr. Martens

Am vergangenen Sonntag, dem Trinitatissonntag, haben wir den Namenstag unserer Kirche gefeiert: „Dreieinigkeitskirche“ heißt sie, nicht ganz leicht auszusprechen von Menschen, für die Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Und in Farsi übersetzen lässt sich dieses Wort „Dreieinigkeit“ auch nur schwer, so erfahren es unsere Gemeindeglieder immer wieder in ihren Anhörungen beim Bundesamt, selbst wenn sie von sich aus die Übersetzung vorgeben: „Taslis“ – was soll das denn bloß sein, so staunen die muslimischen Dolmetscher immer wieder.

„Dreieinigkeitskirche“ – ist das ein guter Name für eine Kirche, in der sich so viele Menschen versammelt haben, die früher Muslime waren und nun Christen geworden sind? O ja, das ist ein sehr, sehr guter Name, denn in diesem Namen steckt ja letztlich die gesamte christliche Botschaft drin, ja, in diesem Namen stecken all die Gründe drin, die so viele unserer Schwestern und Brüder dazu veranlasst haben, sich vom Islam abzuwenden und sich taufen zu lassen auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Worum geht es, wenn wir uns als Christen zu dem dreieinigen Gott bekennen? Genau das macht uns die Predigtlesung des heutigen Abends in ganz wunderbarer Weise deutlich. Er, der dreieinige Gott, ist

  • einzig
  • verlässlich


I.

Für die Behauptungen, die er, der Gott Israels, hier in unserer Predigtlesung aufstellt, wäre er heute vermutlich schon längst auf Facebook gesperrt worden. In einer gesättigt multireligiösen Gesellschaft behauptet er doch allen Ernstes, er sei der einzige Gott, und all die anderen Götter, die da in Babylon verehrt würden, seien in Wirklichkeit gar keine. Was für ein intolerantes Verhalten, das der Gott Israels hier an den Tag legt! Warum akzeptiert er denn nicht den Gott Marduk als seinen Kollegen, warum fordert er die Israeliten nicht dazu auf, aus den reichen spirituellen Erfahrungen der babylonischen Priester zu lernen und sie für ihre eigene Religiosität fruchtbar zu machen? Warum regt er nicht an, gemeinsam mit den babylonischen Priestern ein gemeinsames Heiligtum zu bauen, ein „House of One“? Sollte er, der Gott Israels, nicht froh darüber sein, wenn die Leute nach all den schrecklichen Erfahrungen, die sie durchlebt haben, überhaupt noch an ein höheres Wesen glauben – ob man das nun Jahwe, Marduk oder Allah nennt?

Doch stattdessen behauptet er, der Gott Israels, hier schlicht und einfach, der einzige Gott zu sein, erkennt keine legitime religiöse Vielfalt an: „Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der HERR, und außer mir ist kein Heiland.“ Das klingt arg nach Fundamentalismus, da scheint es doch höchste Zeit, diesen Herrn einmal darüber aufzuklären, dass man heute doch nicht mehr so über Gott reden kann. Doch der kümmert sich offenkundig nicht um unsere Einwände; einige Seiten weiter in der Bibel lesen wir, wie Jesus Christus eben diesen Anspruch auf seine Weise wiederholt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Und der Apostel Paulus erklärt wiederum nur einige Seiten weiter: „Niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist.“

Ja, das Bekenntnis zum dreieinigen Gott ist ein Bekenntnis zu dem einzigen Gott. Es lässt sich nicht kombinieren mit dem Anspruch anderer Religionen und Götter, es lässt sich nicht ermäßigen zu einer religiösen Vorstellung neben anderen. Er, der dreieinige Gott, ist eben nicht das Produkt kluger menschlicher Gedanken; er ist und bleibt der Ewige, der, der immer schon war und immer sein wird, er, der selber nicht gemacht ist, sondern Schöpfer und Herr über alles ist.

Nein, das leuchtet uns Menschen erst einmal gar nicht ein. Doch aus der Sicht Gottes sind wir mit eben solch einer Haltung in Wirklichkeit taub und blind und verschließen uns vor der Realität unseres Lebens und der Realität der Welt. Ja, es gibt viele, die behaupten, Götter zu sein, viele, die einen Anspruch auf unser Gewissen erheben, einen Anspruch darauf, anerkannt und verehrt zu werden. Doch nur wenn er, der lebendige Gott, uns Augen und Ohren öffnet, erkennen wir, wie blind und taub wir waren, als wir ihnen gefolgt sind, als wir den Klängen und Lockrufen derer gefolgt sind, die uns weismachen wollten, wir könnten doch gar nichts über Gott wissen; es gäbe nur verschiedene menschliche Meinungen und Vorstellungen von Gott, die sich mehr oder weniger gut miteinander kombinieren ließen. Ja, ein Wunder muss er, der dreieinige Gott, an unseren Augen und Ohren vornehmen, damit wir bekennen: Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist!

  

II.

Und dieser eine, dreieinige Gott hat nun ein ganz bestimmtes Markenzeichen: Er ist verlässlich. Verlässlich – das bedeutet zunächst einmal: Er gibt sich klar und eindeutig zu erkennen in seinem Wort. Er ist nicht in Wirklichkeit ein ganz anderer als der, den wir in seinem Wort erkennen können. Sondern er bindet sich an dieses Wort, rückt davon nicht wieder ab, sagt nicht morgen schon wieder das Gegenteil von dem, was er gestern behauptet hat. Ja, das ist ein Markenzeichen des dreieinigen Gottes: Er hat gesprochen – schon bei der Erschaffung der Welt. Er hat gesprochen – zu seinem Volk Israel, und was er angekündigt hat, das hat er auch gehalten und wahrgemacht. Und er hat gesprochen – und ist dabei selber Mensch geworden, er, der ewige Gott, er das ewige Wort. Und er spricht eben auch heute noch, spricht hier und jetzt zu dir, erweist sich eben darin als der lebendige Gott, dass sein Wort nicht einfach nur ein Relikt der Vergangenheit ist, sondern hier und jetzt Glauben wirkt. Und er wird sprechen, wird einmal das letzte Wort behalten, auch gegenüber all denen, die sich jetzt über ihn aufregen und ihm am liebsten den Mund verbieten würden.

Gott spricht – und was er ankündigt, das hält er auch ein. Ja, der lebendige, dreieinige Gott mischt sich in die menschliche Geschichte ein, bleibt nicht unendlich fern. Er hat damals sein Volk Israel durch Kyros wieder in die Heimat zurückkehren lassen, obwohl niemand das für möglich gehalten hätte. Er hat sein Wort gehalten und den Retter gesandt, den er schon im Alten Testament angekündigt hat. Und er hält auch jetzt sein Wort, wenn er es dir auf den Kopf zusagt: Dir sind deine Sünden vergeben. Da erlebst du ihn immer wieder live, den lebendigen, dreieinigen Gott, der zu dir spricht, um dich zu retten.

Ja, genau das ist das besondere Markenzeichen des dreieinigen Gottes: Alles, was er sagt, alles, was er macht, zielt letztlich nur auf dies eine: auf deine Rettung, darauf, dass du für immer mit ihm leben darfst, dass du Anteil bekommst an seinem Leben. „Außer mir ist kein Heiland“ – ja, das ist nicht einfach nur ein Absolutheitsanspruch, den der lebendige Gott hier erhebt, das ist zugleich eine ganz große Einladung: Kommt zu mir, hört nicht auf andere Stimmen! Nur ich kann euch wirklich retten, nur ich halte, was ich zugesagt habe!

Ja, so ruft der dreieinige Gott uns zu sich – und macht damit zugleich auch uns, wie die Israeliten damals, zu seinen Zeugen, zu Zeugen seiner Wahrheit, zu Zeugen, die aus ihrem eigenen Leben davon berichten können: Ja, dieser Gott ist nicht bloß ein Gedanke, kein religiöses Konstrukt; auf ihn kann ich mich verlassen im Leben und im Sterben.

Ja, Zeugen wollen wir eben damit sein, dass wir uns immer wieder in dieser Dreieinigkeitskirche versammeln, dass wir uns damit zu ihm, dem dreieinigen Gott, bekennen, dass wir immer wieder auf sein Wort hören und uns durch dieses Wort verändern lassen. Nein, wir machen uns nicht selber zu solchen Zeugen. Gott selber lässt uns solche Zeugen sein, indem er tut, was sonst keiner kann: Er allein schafft neues Leben, er allein hat die Kraft, unter unsere Vergangenheit tatsächlich einen Schlussstrich zu ziehen, endgültig Schuld zu beseitigen und zu vergeben. Das kann kein anderer, nicht Allah, nicht Marduk, nicht Buddha. Das kann nur er, der einzige Gott und Retter, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Das wollen wir fröhlich bezeugen, denn Ihm, dem dreieinigen Gott allein, gebührt die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.

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