Josua 3, 5–11,17 | Erster Sonntag nach Epiphanias | Pfr. Marko Turunen

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ † (Amen).

Hört Gottes heiliges Wort aus dem Buch des Propheten Josua, aus dem dritten Kapitel:

Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun. Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her. Und der HERR sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein. Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen. Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des HERRN, eures Gottes! Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter: Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan.

Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war. (Amen).

[Predigt] Liebe Schwestern und Brüder, da stehen sie, die Israeliten, auf der östlichen Seite des Flusses Jordan. „Da kommen wir aber nicht rüber“, hört man das Murren im Volk. „Und wenn wir es irgendwie über den Fluss schaffen sollten, ist da ja noch die befestigte Stadt Jericho und jede Menge Völker mit unaussprechlichen Namen, die wir nicht besiegen können.“ Das gelobte Land ist schon zum Greifen nahe, so nahe, aber doch so fern. Ein eigenes Land, endlich ein Ort, an dem Ruhe und Frieden herrscht, endlich frei sein von allen Lasten der ägyptischen Sklaverei – da ist es hinter dem Fluss, und man kommt nicht hin. Da mag so manch ein Israelit daran gedacht haben, nach Ägypten zurückzukehren oder einfach hier zu stoppen, und sich das Leben in der Wüste bequem zu machen.

Aber Gott hatte ganz andere Pläne. Der kleine Fluss Jordan ist für den Schöpfer des Kosmos gar nichts. Er, der die Wasser erschaffen und die Meere geschaufelt hat, er, der die Welt in das Wasser der Sintflut ertränkte und das Schilfmeer vor seinem Volk öffnete, hat überhaupt keine Probleme damit, auch dieses Bächlein Jordan trocken zu legen. Und so lässt Josua, der Nachfolger von Mose, auf den Befehl Gottes hin, die Bundeslade in den Jordan tragen. Und als der Gnadenstuhl inmitten des Wassers ist, scheiden sich die Fluten und der trockene Weg ins heilige Land ist frei, und alle Israeliten können hinüberlaufen. So öffnet Josua, dessen Name auf Hebräisch Jehoschua, oder kurz Jeschua, lautet, auf Gottes Verheißung hin den Weg der Rettung. „Der Herr rettet“, bedeutet der Name, und genau das tut der Herr auch hier.

Ein Jahrtausend vergeht und die Israeliten leben ein Auf und Ab in diesem kleinen Land, in dem mal Milch und Honig, mal Blut und Tränen fließen. Und es kommt der Tag, an dem der Gnadenstuhl Gottes ein zweites Mal in die Fluten des Jordan tritt.

Johannes der Täufer, der letzte Prophet und der Vorläufer Christi, taufte die Menschen in diesem Fluss, um sie auf das Kommen des Messias vorzubereiten. Und eines Tages erblickt er den Messias, Jesus Christus, so dass Johannes mit dem Finger auf ihn zeigt und ruft: „Seht, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Der Mann aus Nazareth tritt zu Johannes, und verlangt etwas Unmögliches: „Du sollst mich taufen, Johannes.“ Der in Kamelhaar gehüllte Prophet zögert; er ist es nicht einmal wert, die Schnürsenkel des Messias zu öffnen, und jetzt soll er diesen taufen! Doch alle Gerechtigkeit musste erfüllt werden, und so tat es Johannes nach anfänglichem Zögern wie ihm befohlen wurde. Der Fluss Jordan, in dessen Wasser die Sünde der Israeliten unzählige Male eingesickert war, das brackige Wasser dieses Bächleins zwischen Galiläa und Totem Meer floss auf das heilige Haupt. Der, der ohne Sünde war, stellte sich den Sündern gleich. Da steht er, mit nassen Haaren, inmitten des Flusses. Da steht er, der diesen Fluss und dieses Wasser erschaffen hat. Als Zuschauer am Strand sind die Sünder, für die er gekommen ist. Und wie als Startschuss für den Leidensweg, den dieser Mann gehen wird, erklingt aus dem Himmel die Stimme des Vaters: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Und der Heilige Geist fährt wie eine Taube auf ihn herab. Alle sehen: ja das ist wahrlich der Christus, der mit dem Heiligen Geist gesalbte, der Messias, der König Israels und der Retter der Welt, der Gottessohn, der wahre Mensch und wahre Gott. Wie einst Gottes Präsenz in der Bundeslade inmitten des Jordan stand, so steht er nun in Person des Sohnes inmitten des Jordan. Damals öffnete sich nur das Wasser; jetzt öffnet sich der Himmel. Wie einst vor tausend Jahren steht wieder ein Mann Namens Jeschua im Wasser. „Der Herr rettet“, das bedeutet der Name, und genau das tut dieser Mann.

Auch wir sind wie die Israeliten am falschen Flussufer: ohne Hilfe schaffen wir es nicht rüber, das heißt: ohne Hilfe kommen wir nicht in das Reich Gottes hinein. Und für uns ist es nicht nur dieses Bächlein Jordan, sondern es ist wie eine bodenlose, endlos weite Schlucht, die uns von Gott trennt. Was für die Israeliten die befestigten Städte und bösen Feinde waren, das sind für uns Sünde, Welt und Teufel. Wenn es nach uns ginge, würden wir hier in der Wüste bleiben, und unser Zelt hier aufschlagen. Der Himmel erscheint uns zu fern, unerreichbar, und ohne Hilfe kommen wir nicht hinein. Da kommt aber der Mann Namens Jeschua, „der Herr rettet“. Da kommt Jesus zu uns und trägt uns durch das Wasser der heiligen Taufe in das Reich Gottes hinein. Da nutzen den bösen Feinden ihre Waffen und Burgen nichts, denn Gott selbst ist bei dir und trägt dich und führt dich ans Ziel. Wie einst in der Taufe Christi der Himmel offen war, so ist der Himmel auf ein Neues in jeder Taufe offen. Auch du bist in deiner Taufe Gottes geliebtes Kind geworden und wirst es immer bleiben.

Amen.

„Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.” † (Amen)

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