Lukas 2,1-14 | Weihnachten – 24.-26. Dezember (nur auf Persisch und Englisch gepredigt)

Sie lebten damals weit draußen vor der Stadt – die Hirten, die auf den Feldern ihre Herden hüteten. Und weil sie so weit draußen lebten, wollten die Bewohner der Stadt mit ihnen auch nichts zu tun haben: Das sind alles Kriminelle, davon waren sie überzeugt. Und so blieben die Hirten draußen auf den Feldern unter sich. Ja, sie wussten, dass sie von den Bewohnern der Stadt verachtet wurden, dass die Leute dort um sie einen großen Bogen machten. Aber sie konnten dagegen ja nichts machen. Sie gehörten nun mal nicht dazu, gehörten auch nicht zu den frommen Menschen, die dort in der Stadt lebten.

Doch dann, eines Nachts, erleben diese Hirten etwas Unfassliches: Der Engel des Herrn erscheint ihnen mitten in der Nacht, und mit ihm wird es um die Hirten ganz hell. Der Glanz des Himmels, er scheint mit einem Mal über den Feldern von Bethlehem. Und dann hören die Hirten eine Botschaft, mit der sie in ihrem Leben nie gerechnet hätten: Große Freude wird ihnen verkündigt, denn, so sagt es der Engel: „Euch ist heute der Heiland geboren, Christus, der Herr!“ Euch ist dieser Heiland geboren, euch den Menschen ganz am Rande der Gesellschaft, euch, mit denen keiner zu tun haben will, jawohl euch ist heute der Heiland geboren. Da wird der Retter der Menschen geboren – und diese Nachricht wird nicht zuerst dem König in seinem Palast mitgeteilt, nicht den regierenden Politikern, nicht denen, die in der Gesellschaft die Entscheidungen treffen. Sondern Gott lässt diese Botschaft den Armen, den Ausgestoßenen, den Menschen ganz am Rande verkündigen.

Ja, das ist die frohe Botschaft, die wir zu Weihnachten feiern. Wir feiern nicht bloß die romantische Geburt eines Kindes, die in Wirklichkeit überhaupt nicht romantisch war. Sondern wir feiern zu Weihnachten, dass Gott die Welt dadurch rettet, dass er seinen Sohn Mensch werden lässt, dass sein Sohn zu denen kommt, die selber ganz verloren erscheinen.

Gott kommt zu den Menschen – und er lässt sich finden. Der Engel gibt den Hirten ein Zeichen, damit sie auch das richtige Baby finden, wenn sie sich auf die Suche begeben: Ein Kind, in Windeln gewickelt und in einer Futterkrippe liegend, weil seine Eltern für dieses Kind noch nicht einmal ein Bett hatten. Der Retter – er lässt sich daran erkennen, dass er für uns ganz, ganz arm geboren wird. So sehr liebt er die Menschen.

Auch viele von euch haben diese Erfahrung in ihrem Leben, gerade auch hier in diesem Land gemacht, dass sie scheinbar ganz am Rand der Gesellschaft stehen. Viele haben es schon erfahren, dass andere gegen sie Vorurteile hegen, gegen die sie einfach nicht ankommen. Viele haben den Eindruck: Wir sind von allen verlassen. Doch gerade auch euch gilt die Botschaft des Engels, die damals in der Nacht den Hirten verkündigt wurde: Euch ist heute der Heiland geboren, jawohl euch, die in diesem reichen Deutschland scheinbar keinen Platz haben, euch, die ihr von so vielen als Kriminelle verleumdet werdet, euch, die ihr gerade in diesen Tagen oft genug traurig und verzweifelt seid. Jawohl, euch, euch ist heute der Heiland geboren. Euch hat Gott zuerst im Blick, für euch zuerst ist Gottes Sohn geboren, ja, euer Leben will Gott ganz hell machen, wie er damals das Leben der Hirten hell gemacht hat.

Und dieser Retter lässt sich auch heute noch finden. Lächerlich klang es damals, dass der Retter in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe lag. Was soll solch ein armer Retter denn schon bewirken? Doch der da in der Krippe liegt, ist derselbe Herr, der dann später für dich am Kreuz stirbt, der für dich von den Toten aufersteht. Und diesen selben Herrn kannst auch du heute finden, wieder ganz klein und ganz arm, scheinbar lächerlich – in einem Stück Brot und in einem kleinen bisschen Wein. Ja, da findest du ihn, deinen Retter, da findest du ihn, der deinem Leben Hoffnung und Zukunft schenkt.

Ja, fröhlich darfst du heute aus diesem Gottesdienst nach Hause gehen. Die Botschaft des Engels gilt doch auch dir: Jawohl, auch für dich ist Christus geboren, für dich ist der Sohn Gottes Mensch geworden, damit du nicht draußen vor bleibst, sondern mitten drin leben darfst in Gottes Volk, ja, damit du einmal für immer mitten drin leben darfst in der Stadt Gottes – dort, wo es einmal überhaupt keine Dunkelheit, keine Angst, keine Abschiebung mehr geben wird, sondern nur noch Freude ohne Ende: Ja, dort, wo du ihn einmal mit eigenen Augen sehen wirst, ihn, der auch für dich in einer Futterkrippe gelegen hat – weil du ihm so wichtig bist! Amen.

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