Offenbarung 2,8-11 (Vorlage Für Die Persische Übersetzung) | Vorabend zum Drittletzten Sonntag des Kirchenjahrs | Pfr. Dr. Martens

Manchmal kommen wir uns in unserem Leben ganz schön allein vor. Wenn wir da in unserem Asylbewerberheim sitzen und feststellen: Die anderen um uns herum sind fast alles Muslime, die es sicher nicht sehr schön finden, wenn sie es herausfinden, dass ich ein Christ bin. Ja, da kann man sich schon ganz schön allein vorkommen. Wenn wir in unserem Heim sitzen und Angst haben müssen, dass in der kommenden Nacht die Polizei in unser Zimmer stürmt, uns festnimmt und aus Deutschland abschiebt – ja, da kann man sich dann schon ganz schön allein vorkommen. Wenn wir den Brief mit unserem javab manfi in der Hand halten und lesen, dass Deutschland möchte, dass wir innerhalb von 30 Tagen dieses Land verlassen – ja, da kann man sich schon ganz schön allein vorkommen. Wenn wir im Verwaltungsgericht vor dem Richter sitzen und wissen: Von dem, was ich jetzt hier sage, hängt meine ganze weitere Zukunft in Deutschland ab, ja, da kann man sich schon ganz schön allein vorkommen.

So ähnlich ging es damals schon den Christen in der Stadt Smyrna, dem heutigen Izmir im Westen der Türkei. Eine kleine Gemeinde waren sie, und während viele Bewohner der blühenden Metropole Smyrna im Wohlstand lebten, waren die Gemeindeglieder der Christengemeinde bettelarm. Sie hatten entsprechend auch keine Macht und keinen Einfluss. Stattdessen wurden sie von ihrer Umgebung ganz kräftig bedroht: Es war die Zeit des römischen Kaisers Domitian, der als erster angeordnet hatte, dass alle Bewohner seines Reiches ihn als Herrn und Gott anbeten sollten. Und die Christen – die machten dabei nicht mit, das war bekannt. Darum war für sie die Ausübung ihres Glaubens auch verboten. Ja, auch sie mussten jeden Tag damit rechnen, verhaftet, abgeholt, ins Gefängnis geworfen zu werden. Doch nicht nur der Staat ging gegen sie vor. Ihnen wurde auch vorgehalten, dass sie Gotteslästerer seien, weil sie behaupteten, dass Jesus Christus, ihr Herr, wahrhaftig Gott selbst sei, der die Macht hat über Leben und Tod. Ja, ganz schön allein kamen sich die Christen in Smyrna angesichts dieser Übermacht ihrer Gegner vor. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der Staat ihre Gemeinde endgültig vernichtet haben würde.

Ganz schön allein kam sich auch der heilige Johannes vor, der auf der Gefängnisinsel Patmos saß. Der Staat hatte ihn dorthin verbannt, weil Johannes die christlichen Gemeinden im Westen der Türkei dazu aufgefordert hatte, auf keinen Fall den römischen Kaiser als Herrn und Gott zu verehren. Doch während Johannes da an einem Sonntag einsam auf der Gefängnisinsel sitzt, erscheint ihm der auferstandene Christus. Christus macht ihm deutlich, dass er, Johannes, eben nicht allein ist, beauftragt ihn damit, im Namen des auferstandenen Christus Briefe zu schreiben an sieben christliche Gemeinden im Westen der Türkei. Und einer dieser Briefe ist eben der Brief an die christliche Gemeinde in Smyrna, den wir eben gehört haben.

Was sagt Christus dieser armen, bedrängten und bedrohten kleinen Gemeinde in Smyrna? Er sagt zunächst einmal: Ich kenne dich, ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut. Ich kenne sie, die bösen Worte, die andere in deiner Umgebung gegen dich richten, mit denen sie dich bedrohen und dich fertig zu machen versuchen. Du bist nicht allein. Ich kenne dich, ich weiß, wie es dir geht.

Ich kenne dich – das sagt Christus auch zu uns, ja, zu einem jeden von uns: Ich kenne dich, ich weiß, wie es dir in deinem Heim geht, ich kenne die Worte, die du dir anhören musst, ich kenne deine Angst vor der Abschiebung, ich kenne deine Traurigkeit darüber, wie hier in Deutschland konvertierte christliche Flüchtlinge behandelt werden, ich kenne deine Traurigkeit darüber, dass der deutsche Staat behauptet, du seist kein Christ. Ich kenne deine Verzweiflung, die dich nachts überkommt, wenn du daran denkst, was dieser Staat möglicherweise noch alles mit dir anstellen könnte. Ja, ich kenne dich, sagt Christus zu dir. Du bist nicht allein. Ich verstehe dich genau, wie es dir geht. Ja, ich kenne auch die Gemeinde, in der du lebst. Ich weiß, was für finanzielle Probleme ihr habt, ich weiß, was für böse Nachrichten über euch verbreitet werden, ich weiß, wie euch die staatlichen Behörden zu schaffen machen. Ja, ich weiß es, sagt Christus. Ihr seid nicht allein. Ich bin da und bekomme alles genau mit.

Und dann sagt Christus hier einen ganz starken Satz: „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!“ Christus sagt nicht: Wenn ihr nur fest genug an mich glaubt, dann werdet ihr keine Probleme haben, dann wird alles so ausgehen, wie ihr es euch wünscht! Wer solche Versprechen macht, der sagt etwas ganz anderes als Christus selber. Christus weiß: Wer an ihn glaubt, der geht in seinem Leben oft genug den schwereren Weg. Wer an ihn glaubt, der muss mit manchen Nachteilen rechnen, ja vielleicht sogar mit Gefängnis und mit dem Tod. Und doch lohnt es sich, bei diesem Jesus Christus zu bleiben. Denn er allein ist doch der Erste und der Letzte, der, der stärker ist als selbst der Tod. Darum brauchen wir uns nicht zu fürchten, was auch kommen wird. Wir haben Christus an unserer Seite. Er ist und bleibt der Herr. Ja, er lässt uns Schweres erfahren. Aber er sagt den Christen in Smyrna, er sagt auch zu uns: Es wird nicht für immer sein. Ich habe die Geschichte der ganzen Welt in der Hand, und ich werde dafür sorgen, dass eure Verfolgung auch ein Ende finden wird.

Ja, denke daran, wenn du dir ganz allein vorkommst, wenn du denkst, dein Leben hat gar keine Zukunft mehr. O doch: Du gehörst doch zu Christus, und darum brauchst du dich nicht zu fürchten. Christus wird dich auch durch alle schweren Wege hindurchführen. Er wird dich niemals fallen lassen – selbst wenn du um deines Glaubens willen ins Gefängnis oder in den Tod geschickt wirst. Ja, mache dir nichts vor: Du hast es in deinem Leben mit keinem Geringeren als dem Teufel selbst zu tun, der dir den christlichen Glauben abspricht, der dich bedroht, der dich mit allen Mitteln kaputt zu machen versucht. Ja, der Teufel hat damals schon staatliche Organe benutzt, um Christen kaputt zu machen – daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn das Bundesamt euch den Glauben an Christus abspricht, dann ist das nicht einfach nur ein Fehler, nein, das ist nicht weniger als teuflisch. Aber der Teufel hat eben nicht das letzte Wort. Das hat Christus allein, der einmal dem Teufel und all den Mächten, die er benutzt, ein Ende bereiten wird.

Bleibe darum an Christus dran, bleibe ihm treu dein ganzes Leben lang! Bleibe an ihm dran, ganz gleich, was für Nachteile das für dich mit sich bringt! Gib nicht auf in dem Kampf, in den Christus dich gestellt hat! Es geht doch darum, dass dir am Ende die Krone des Lebens aufgesetzt wird, dass du am Ende einmal für immer mit Christus feiern wirst. Es geht doch darum, dass du einmal teilhaben wirst an einem unvergänglichen Leben, das dir niemand mehr rauben kann! Bleibe darum dran an Christus, auch wenn das mit Leiden verbunden ist! Bleibe aber gerade auch dann an Christus dran, wenn der Teufel versucht, dich in deinem Glauben einschlafen zu lassen, wenn er dir sagt: Jetzt brauchst du doch Christus nicht mehr, jetzt geht es dir doch in deinem Leben gut! Bleibe an Christus dran, auch wenn du deinen Aufenthalt bekommen hast! Bleibe an Christus dran, auch wenn du es scheinbar geschafft hast, alle deine Probleme zu bewältigen! Wenn du nicht mit Christus verbunden bleibst, wenn du nicht mehr Anteil hast an Seinem Leib und Seinem Blut, dann nützt dir auch kein deutscher Pass irgendetwas, dann nützt dir auch alles Geld nicht, das du in deinem Beruf verdienst! Der christliche Glaube ist nicht bloß ein Hobby für die Jahre, in denen wir uns in unserem Asylbewerberheim langweilen. Lass den Teufel in deinem Leben nicht doch noch am Ende siegen! Höre darum auf die Stimme deines Herrn, der für dich in den Tod gegangen ist: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben!“ Du bist doch niemals allein! Amen.

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