Offenbarung St. Johannis 12,7-12 | St. Michaelis | Pfr. Dr. Martens

Was geht hier wirklich in der Welt ab? Das ist eine Frage, die sich viele Menschen gerade in diesen unruhigen Zeiten stellen. Was geht hier wirklich ab? Das, was wir in den Nachrichten mitverfolgen können, was wir in den Zeitungen lesen, das kann doch nicht alles sein. Dahinter muss doch noch viel mehr stecken! Und so gibt es Journalisten, die genau dies versuchen, hinter die Kulissen der Geschehen dieser Welt zu schauen, vorzudringen in Bereiche, die uns normalerweise verborgen bleiben. Und wenn es ihnen gelingt, solche Geheimnisse ans Tageslicht zu bringen, die all das, was wir erleben, noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lassen, dann haben sie einen wirklich guten Job gemacht. Aber daneben gibt es dann auch noch alle möglichen Verschwörungstheoretiker, die mit ganz einfachen Denkschemata glauben, alles, was sie in dieser Welt erleben, in bestimmte Schubladen einordnen zu können, die meinen, sie hätten herausgefunden, womit die bösen Schurken diese Welt an der Nase herumführen. Und diese bösen Schurken können dann je nach politischer Gesinnung die Juden, die Amerikaner, die Russen, die Muslime, der Vatikan oder Frau Merkel sein.

Was geht hier wirklich in der Welt ab? Genau um diese Frage geht es auch in der Epistel des Tages des Erzengels St. Michael und aller heiligen Engel. Nein, da ist es nicht irgendwelchen investigativen Reportern gelungen, sich in die Schaltzentralen der Macht einzuschleichen und ans Tageslicht zu bringen, was die Beteiligten lieber niemals veröffentlicht gesehen hätten. Sondern derjenige, der an den Schalthebeln der Macht sitzt, gewährt uns selber einen Blick in diese Machtzentrale, lässt uns hier in der Epistel teilhaben an dem einen entscheidenden Geschehen im Hintergrund, von dem her in der Tat auf alles, was wir hier in dieser Welt erleben, noch einmal ein anderes Licht fällt. Nein, hier geht es nicht um wilde Verschwörungstheorien, nicht darum, dass Menschen als das Böse in Person verteufelt werden. Sondern es geht hier in der Tat um den Bösen in Person, um ihn, den Teufel, und um seine Machenschaften.

Was hat der Teufel denn bloß im Himmel verloren, mag man sich fragen, wenn man den Beginn unserer heutigen Epistel hört. Und die Frage ist völlig gerechtfertigt. Nichts, aber auch gar nichts hat der Teufel im Himmel verloren, dort, wo die letzten Entscheidungen über das Geschick dieser Welt, wo die letzten Entscheidungen über das Geschick von Menschen fallen. Da gehört der Teufel wirklich nicht hin, da soll er nicht die Finger im Spiel haben. Doch er versucht es trotzdem, versucht, selber das Kommando über die Welt zu übernehmen, versucht, die Kommandozentrale dieser Welt zu kapern, versucht, selber zu sein wie Gott. Doch das lässt Gott sich nicht bieten. Seine heiligen Engel schickt er los zum Kampf gegen den Putschisten im Himmel. Angeführt werden die Engel von Michael, der nicht aus eigener Kraft kämpft, sondern hinter dem sich kein Geringerer als Christus selber verbirgt. Und nun kommt die gute Nachricht dieses Abends: Der Kampf ist entschieden; er ist endgültig vorbei! Der Teufel, der Drache, wird ein für allemal aus dem Himmel geworfen, bekommt ewiges Hausverbot, hat nie mehr eine Chance, das Geschick dieser Welt doch noch einmal in seinem Sinne zu verändern und zu wenden.

Denke daran, wenn du wieder einmal voller Entsetzen in den Nachrichten siehst, was Menschen einander antun, wie teuflisch das ist. Ja, denke daran: Was auch in dieser Welt geschieht – nichts kann mehr den entscheidenden Sieg rückgängig machen, den Michael und seine Engel über den Teufel errungen haben. Da mag der Islamische Staat mit bestialischen Methoden Angst und Schrecken verbreiten und denen, die zu ihm gehören, gleichzeitig den Himmel versprechen: Er kann nicht rückgängig machen, was im Himmel längst entschieden ist. Da mögen Herrscher und Regime ihren Allmachtsfantasien freien Lauf lassen – sie sind nicht die Herrscher dieser Welt und werden es auch niemals sein. Gegen Michael und seine Engel, gegen Christus, den Herrn der Welt, haben sie nicht die geringste Chance, auch wenn sich hier auf Erden die Machtverhältnisse genau umgekehrt darzustellen scheinen. Wer am Ende das letzte Wort zu sagen hat, ist eindeutig: Es ist Christus allein und kein anderer, kein großer Führer, kein Mahdi, keine Partei.

Aber dabei sind wir nun bei der zweiten Botschaft, gleichsam der Kehrseite der guten Nachricht, dass Christus der Sieger über den Teufel ist und bleibt: Der Teufel ist nicht einfach weg; er ist nicht einfach spurlos verschwunden. Christus hat ihn aus der Schaltzentrale der Macht befördert – da kommt er auch nie mehr hin. Ja, er ist und bleibt der große Verlierer, was er auch anstellen mag. Aber noch ist er nicht endgültig vernichtet; noch bleibt ihm eine letzte Zeit, sich auszutoben – und zwar ausgerechnet hier auf der Erde, hier bei uns. Das ist keine schöne Nachricht, und ist doch eine Nachricht, die uns hilft, besser zu verstehen, was in dieser Welt eigentlich geschieht. Wenn der Islamische Staat Christen enthauptet, Menschen bei lebendigem Leibe verbrennt und Frauen als Sexsklavinnen verkauft – dann ist das nicht einfach nur das Werk böser, durchgeknallter Menschen. Nein, da tobt sich der Teufel selber ganz ungehemmt in dieser Schwarzen Armee aus. Wenn die politisch Verantwortlichen eines Volkes beschließen, sechs Millionen Juden zu ermorden, und diesen Plan dann auch noch umsetzen, dann wird darin nicht allein ein Abgrund menschlicher Bosheit erkennbar, sondern dann ist es in der Tat der Teufel selber, der sich da in unfasslicher Weise ausgetobt hat. Wenn Christen in den Gefängnissen des Iran um ihres Glaubens willen eingesperrt und gefoltert werden, dann steht auch dahinter nicht einfach ein mächtiges Regime, sondern da ist der Teufel selber am Werk – und wie! Nein, das ist keine Entschuldigung für die, die sein Geschäft hier auf Erden betreiben. Sie können die Verantwortung für das, was sie getan haben und tun, nicht auf den Teufel abwälzen, werden dafür vor Gott selber einmal geradestehen müssen. Doch der Teufel tobt sich eben nicht bloß in solch brutaler Weise aus, wie wir dies in der Geschichte bis zum heutigen Tag immer wieder vernehmen. Der Teufel kann auch sehr viel freundlicher, subtiler, geschickter auftreten. „Verführer“ wird er hier genannt, einer, der den Menschen vorgaukelt, dass seine Sache eine gute Sache, eine Sache der Menschlichkeit ist, eine Sache, die der höheren Ehre Gottes dient. Der Teufel schafft es, Menschen fest davon zu überzeugen, dass sie für Christus keine Zeit haben, dass sie so viel anderes zu tun haben, dass für ihn, den wahren Herrn der Welt, kein Platz mehr im Leben übrig bleibt.

Und darum haben wir sie so nötig, die Botschaft des heutigen Abends: Der Teufel ist und bleibt der Verlierer. Auch und gerade da, wo er Menschen um ihres Glaubens an Christus willen bedroht und einsperren lässt, verliert er, hat er keine Chance gegen die, die sich auch durch solche Drohgebärden nicht einschüchtern lassen und Christus treu bleiben. Lassen wir uns von ihm darum auch nicht erschrecken! Wer bei Christus bleibt, der bleibt auf der Seite des Siegers! Lassen wir uns aber auch nicht einlullen, lassen wir uns nicht beeindrucken von scheinbar solch überzeugenden Argumenten des Teufels! Es ist der Verlierer, der Loser, der versucht, dich davon abzuhalten, von Christus die Vergebung der Sünden zu empfangen, seinen Leib und sein Blut zu empfangen. Es ist der Verlierer, der Loser, der dir entweder versucht, klarzumachen, dass du die Vergebung gar nicht brauchst, weil du doch eigentlich ein ganz anständiger Mensch bist, oder der dir versucht klarzumachen, dass du sowieso so schlecht bist, dass Christus dir auch nicht mehr helfen, dich auch nicht retten kann.

Komm darum immer wieder hierher in den Gottesdienst, wo wir jedes Mal von neuem den Sieg unseres Herrn Jesus Christus über den Teufel feiern! Komm immer wieder hierher, wo du den Teufel immer wieder neu in seine Schranken weisen kannst. Wenn dir hier am Altar die Hand aufgelegt und die Vergebung der Sünden zugesprochen wird, dann kann der Teufel nur zähneknirschend zuschauen und sich zurückziehen. Wenn du nachher wieder hierher zum Altar kommst, um den Leib und das Blut deines Herrn zu empfangen, dann feiert der ganze Himmel mit, dann darfst du lachen über den Teufel, der mit all seiner Wut dir nicht das Leben zerstören kann, das dir hier im heiligen Sakrament geschenkt wird.

Ja, komm hierher in den Gottesdienst! Denn hier erfährst du, dass du in deinem Kampf gegen den Teufel und seine Engel nicht allein bist. Gottes Engel, der heilige Michael vornean, haben den Teufel und seinen Trupp aus dem Himmel befördert, ganz gewiss. Aber sie überlassen uns hier auf Erden nicht allein unserem Schicksal, sondern sie sind hinterhergekommen, stehen uns auch hier auf Erden bei in unserem Kampf gegen den Widersacher Gottes. Gottes Engel helfen dir, dass der böse Feind keine Macht an dir findet, stellen sich immer wieder schützend vor dich, umgeben dich, gerade wenn du merkst, dass du selber viel zu schwach bist, um in diesem Kampf zu bestehen.

Ja, der Teufel tobt sich noch aus in dieser Welt, und er wird auch weiter versuchen, auch dich aus der Gemeinschaft mit Christus wegzuziehen. Das ist unsere Gegenwart, ganz klar. Doch hier im Gottesdienst sind wir eben nicht nur in der Gegenwart, sondern wir sind schon hier und jetzt in der Zukunft, am Ziel. Jeder Gottesdienst ist schon hier und jetzt die Siegesfeier, der wir zugleich erst noch entgegengehen. Nein, wir brauchen keine Enthüllungsjournalisten, keine Verschwörungstheorien, um zu verstehen, was in dieser Welt abgeht. Hier tobt ein Krieg zwischen Gott und dem Teufel – ein Krieg, der schon längst entschieden ist, ein Krieg, den nicht wir mit Drohungen und Waffengewalt führen sollen, sondern in dem wir gerade auch da den Sieg behalten, wo die Bataillone des Teufels scheinbar sich durchsetzen. Der Teufel hat wirklich nur noch eine kurze Zeit. Dann wird er endgültig verschwunden sein – und wir, wir werden nie mehr aufhören zu feiern, ihn, Christus, zu preisen, der doch schon mit seinem Tod am Kreuz die Macht des Teufels endgültig gebrochen hat. Bleibt darum nur an Christus dran, trotz allem, was ihr in eurem Leben, was ihr gerade auch in euren Asylbewerberheimen erfahrt! Der Teufel weiß es selber am allerbesten: Ihm läuft die Zeit davon. Und du kommst dem Tag immer näher, an dem du dann einmal selber dort sein wirst, wo der Teufel seinen Platz schon längst geräumt hat – im Himmel! Amen.

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