Predigt über Gideon zum Abschluss der Kinderbibelwoche | 11. Sonntag nach Trinitatis (Israelsonntag) | Pfr. Dr. Martens
Nun haben wir schon 1600 Gemeindeglieder – das ist eine ganz schön große Gemeinde. Aber gerade darum tut uns auch in unserer Gemeinde die Geschichte von Gideon so gut. Ja, das ist gut, dass uns das die Kinder der Kinderbibelwoche heute Morgen wieder so eindrücklich gezeigt haben, wie leicht auch wir in der Gefahr stehen, Gott zu vergessen, wenn es uns gut geht, wenn alles gut läuft. Ja, so leicht stehen wir in der Gefahr zu denken, wir hätten das alles selber geschafft mit unserem Einsatz, mit unseren guten Ideen. Nein, nichts haben wir selber geschafft. Alles, was wir hier erleben, ist einzig und allein Werk und Gnade des Herrn der Kirche, unseres Herrn Jesus Christus. Das können wir gar nicht oft genug betonen und bedenken.
Und dann erleben wir eben auch in unserer Gemeinde immer wieder die Midianiter, die in unsere Arbeit einbrechen, zu zerstören versuchen, was wir hier aufbauen – nun nicht mit Kamelen, sondern mit Ablehnungs- und Abschiebebescheiden, mit Behördenschikanen und vielem mehr. Ja, ich kann mich gut in die Israeliten hineinversetzen, wie sie zu Gott schrien, als sie diese Heimsuchungen immer und immer wieder erlebten. Ja, Gott lässt auch uns immer wieder erfahren, wie machtlos wir selber sind, wie wenig wir selber am Ende vermögen.
Und er lässt uns auch noch etwas anderes erfahren: Die Menge macht es nicht. Gott lässt sich nicht von großen Zahlen beeindrucken. Vielleicht lässt er auch uns in der Zukunft etwas Ähnliches erfahren wie den Gideon damals, dass so mancher, der sich im Augenblick noch in unseren Reihen blicken lässt, am Ende doch wieder weggeht, dass die Zahl derer, die am Ende noch bereit sind, dabei zu bleiben, ein ganzes Stück kleiner sein wird, als wir uns dies im Augenblick vorstellen und erhoffen. Doch, wie gesagt, auf große Zahlen, auf beeindruckende Erfolge von unserer Seite kommt es auch gar nicht an. Gott hat andere Mittel als die große Zahl, um sein Volk zu retten und zu erhalten. Damals hat er Fackeln und Krüge und Posaunen genommen. Heute nimmt er ein wenig Wasser, nimmt er Brot und Wein, nimmt er ein Buch, das aussieht wie so viele andere Bücher auch, lässt aus ihm sein Wort verkündigen, nimmt das Wasser und rettet damit Menschen zum ewigen Leben, nimmt Brot und Wein, lässt sie zum Leib und Blut seines Sohnes werden und stärkt damit Menschen auf dem Weg zum ewigen Leben. Dagegen kommen keine Bescheide an, die behaupten, die Menschen, die hier mit diesen Mitteln im Glauben gestärkt werden, seien alle gar keine wirklichen Christen. Gott weiß es besser, und er wird auch weiter seine Kirche in unserer Mitte bauen – sicher oft genug mit den Schwachen und Unscheinbaren, vielleicht auch mit einer kleinen Zahl. Vertrauen wir darum nur auf Gottes Mittel, nicht auf unsere eigenen! Er wird uns am Ende zu seinem großen Siegesfest führen – zu dem Fest, das noch unendlich schöner und größer sein wird als die Feier der Israeliten damals, zu dem Fest, bei dem sich dann tatsächlich einmal eine unglaublich große Schar aus allen Völkern versammeln wird: Lauter Menschen, die wissen, wem sie diesen Sieg, wem sie die Teilnahme an diesem Fest zu verdanken haben: Ihm, Christus allein. Amen.