Römer 1, 1-7 | Heilige Christnacht | Pfr. Dr. Martens
Neulich hatte ich mal wieder Probleme mit meinem Computer. Ich hatte einen Brief geschrieben und wollte ihn ausdrucken – aber irgendwie funktionierte die Verbindung zum Drucker nicht. Da kann ich noch so einen schönen Brief schreiben – wenn der bei mir im Computer bleibt, dann hat der Empfänger nichts davon, und ich habe den Brief letztlich vergeblich geschrieben. Ja, das kennen wohl viele von uns: Da wollen wir schnell eine wichtige Nachricht schicken – aber wir schaffen es nicht, diese Nachricht aus unserem Computer, aus unserem Smartphone loszuschicken. Oder aber wir müssen feststellen, dass wir die Nachricht zwar losgeschickt haben, aber dass sie beim Empfänger nicht angekommen ist, dass sie zwischendurch irgendwo hängengeblieben ist oder der Empfänger die Nachricht einfach nicht abgerufen hat.
Genau darum geht es auch in der Epistel dieser Christnacht. Es geht darum, dass die wichtigste Nachricht der Welt nicht irgendwo hängenbleibt, sondern tatsächlich beim Empfänger ankommt.
Da schreibt der Apostel Paulus einen Brief an die Christen in Rom. Das ging damals noch nicht so einfach wie bei uns heute. Kein Computer, keine E-Mail, kein Facebook. Noch nicht einmal ein schönes weißes Blatt Papier und ein Kugelschreiber. Buchstaben für Buchstaben musste auf dem holprigen Papyrus gemalt werden. Doch Paulus macht sich eben diese Mühe, denn er hat die beste Botschaft der Welt zu verkündigen, die frohe Botschaft, dass Gott mit uns Menschen in Verbindung sein will, dass er seinen Sohn Jesus Christus für uns hat Mensch werden lassen, damit wir nicht länger von ihm, Gott, getrennt bleiben. Nein, das war keine spontane Entscheidung, die Gott da getroffen hat. Lange zuvor schon hatte er durch seine Propheten angekündigt, dass er dies tun würde, dass er seinen Sohn, unseren Retter, in diese Welt senden würde. Und nun, so verkündigt es Paulus, nun ist es soweit: Er ist geboren, der eine, der unendlich mehr ist als bloß ein Prophet, unendlich mehr als ein guter Mensch, der nicht weniger als der Sohn Gottes selber ist, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrhaftiger Gott vom wahrhaftigen Gott – und doch zugleich wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren. Nein, er ist nicht in der Krippe liegengeblieben, hat schließlich den Tod besiegt, ist auferstanden und herrscht nun als der lebendige Herr über die ganze Welt. Gott will mit euch, will mit dir zu tun haben, will nicht, dass du von ihm getrennt bleibst. Gott hat eine lange Geschichte gestartet – ganz besonders für dich, damit auch du für immer leben darfst. Gott ist ganz einer von uns geworden, hat alles selber durchgemacht und erfahren, was wir als Menschen in unserem Leben erfahren müssen. Und Gott hat selber die Macht des Todes gebrochen: Jesus Christus lebt, damit auch du ewig leben darfst.
Unvorstellbar, wenn wir davon nichts wüssten, wenn diese Geschichte uns nicht erreicht hätte. Stellt euch das nur mal vor: Gott wird Mensch, kommt zu uns in diese Welt – und niemand bekommt es mit! Völlig sinnlos wäre es dann gewesen, dass das Baby dort im Futtertrog gelegen hätte; völlig sinnlos wäre es gewesen, dass sich dieses Kind später mal als Erwachsener für uns ans Kreuz nageln ließ – wenn wir davon keine Ahnung hätten, wenn keiner dies berichtet und weitergegeben hätte, wenn diese Nachricht irgendwo steckengeblieben wäre.
Doch, gottlob, so ist es nicht gekommen. Wir sind nicht länger ahnungslos. Sondern wir sitzen heute Nacht hier in der Kirche, weil wir die beste Botschaft der Welt gehört haben, weil wir wissen, dass dieser Jesus Christus, der damals als Baby in der Krippe gelegen hat, hier und jetzt in unserer Mitte gegenwärtig ist! Und das hat eben ganz wesentlich auch mit Paulus zu tun und mit dem Brief, den er geschrieben hat. Christus selber hat dafür gesorgt, dass die Nachricht von seiner Geburt als Mensch in dieser Welt nicht verlorengeht, nicht steckenbleibt, sondern immer weiter verbreitet wird. Er hat damals seinen größten Feind, den Christenverfolger Paulus, zu seinem Boten gemacht. Und seitdem ruft er immer wieder Menschen in seinen Dienst, nur damit die beste Botschaft der Welt auch wirklich bei den Menschen ankommt, damit durch diese Botschaft in ihrem Herzen Glauben an Christus gewirkt wird und sie so Anteil bekommen an dem Leben in der Gemeinschaft mit Gott.
Und nun hört auch ihr sie heute Nacht, die Botschaft von der Geburt des Gottessohnes, die Botschaft von eurer Rettung. Fast 2000 Jahre wird sie nun schon immer weitergegeben – und hat sich dabei nicht verändert, ist immer dieselbe geblieben, weil Jesus Christus derselbe ist und bleibt, weil er dafür sorgt, dass seine Botschaft nicht hängenbleibt oder verlorengeht. Ja, die Botschaft ist angekommen bei euch – und was sie bei euch bewirkt, das habt ihr schon zu Beginn dieser Predigt vernommen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade – das heißt ja: Gott strahlt euch an in dieser Nacht mit den Augen des kleinen Kindes in der Krippe. Gott strahlt euch an mit seiner ganzen Liebe, lässt es damit hell werden in euren Herzen. Gnade – das heißt: Du darfst gewiss sein, dass nichts mehr zwischen dir und Gott steht, weil Christus geboren ist, um alles wegzunehmen, was dich von Gott trennt. Und Frieden schenkt dir Gott, aramesh, Frieden, der unendlich mehr ist als ein gutes Gefühl, sondern wirkliche Gemeinschaft mit Gott, Gemeinschaft, die du erfahren darfst, wenn du ihm, Christus, deinem Herrn, nun gleich wieder begegnest im Heiligen Mahl, wenn du den Leib und das Blut deines Mensch gewordenen Gottes empfängst. Nein, die Botschaft ist nicht dann schon angekommen, wenn sie dir vom Pastor hier von der Kanzel übermittelt wird. Die Botschaft, die Christus dir übermittelt, ist erst dann wirklich angekommen, wenn sie dein Herz erreicht, wenn der Friede Gottes auch in deinem Herzen einzieht. Und dann wird sie eben nicht bloß in deinem Herzen bleiben, davon ist Paulus überzeugt, dann wirst auch du sie weitertragen, mit deinen Worten und mit dem Zeugnis deines Lebens, wirst davon zeugen, dass auch du von Gott geliebt bist – so sehr, dass er Mensch geworden ist für dich! So, jetzt habe ich die Botschaft an euch losgeschickt. Ruft sie ab, speichert sie, lasst es zu, dass Gott damit noch heute Nacht ein völliges Update in eurem Leben startet! So wird es dann auch bei euch wirklich Weihnachten! Amen.