Römer 10,9–18 | Gedenktag des Apostels Andreas | Pfr. Turunen
„Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. † (Amen).
Hört Gottes heiliges Wort aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, aus dem zehnten Kapitel:
Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig. Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn »wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden« (Joel 3,5).
Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jesaja 52,7): »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!«
Aber nicht alle waren dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1): »Herr, wer glaubte unserm Predigen?« So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. Ich frage aber: Haben sie es nicht gehört? Doch, es ist ja »in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt« (Psalm 19,5).
„Der Herr segne sein Wort an uns allen.“ Amen.
[Predigt] Liebe Schwestern und Brüder, heute feiern wir den Gedenktag des Apostels Andreas. Gleichzeitig sind es heute genau 33 Jahre von meiner Taufe und wir haben heute mein erstes Ordinationsjubiläum und auch Gottfrieds Ordinationsjubiläum. Bei mir sind es also heute schon 33 Jahre Christ und ein Jahr schon Pfarrer. Und der heutige wunderbare Predigttext aus dem Römerbrief des St. Paulus ist genau passend für einen solchen Festtag.
Der Apostel Paulus erwähnt in seinem Text drei Punkte, und dementsprechend hat meine Predigt auch drei Punkte: erstens, wie werde ich selig, also anders gesagt: wie werde ich vom ewigen Tod gerettet? Zweitens, was ist das Mittel, durch das mir diese Seligkeit, diese Rettung, gereicht wird? Und drittens, wie kann ich das glauben?
Wie werde ich vom ewigen Tod gerettet? Liebe Schwestern und Brüder, wir sind jetzt ganz im Zentrum des christlichen Glaubens, bei dem was wirklich zählt. Denn warum sind wir denn Christen? Etwa um eine nette soziale Aktivität oder ein Hobby in unserem Leben zu haben? Etwa weil wir die Kirchenmusik so mögen? Oder etwa, weil wir konservative Traditionalisten sind, und eben gerne an alter Kultur festhalten? Nein, wir sind Christen, weil wir wissen, dass wir als Menschen sterben müssen. Wir sind Christen, weil wir auch verstehen, dass wir schwer gesündigt haben und auf uns allein gestellt Gottes Zorn ausgesetzt sind. Wir sind Christen, weil unsere Sünden uns sonst in der Hölle ertränken. Wir sind Christen, weil Paulus sagt: „Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“ Ja, da haben wir die Antwort auf unsere Frage: wie werde ich vom ewigen Tod gerettet? Die Antwort ist einfach: Glaube an Jesus Christus! Bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist!
Liebe Schwestern und Brüder, das Evangelium ist ganz einfach, jedes Kind kann es glauben. Man braucht nicht großer Theologe zu sein, um es zu verstehen. Glaube an Jesus Christus, und du wirst gerettet. Keine Forderungen, stattdessen ein kindliches Vertrauen. Keine Voraussetzungen, stattdessen ein Geschenk. Gratis, für dich, und nicht nur am Black Friday, sondern das ganze Jahr über steht dieses Angebot.
Paulus zeigt uns auch, dass Gott es immer schon so gewollt hat, dass auch das Alte Testament diese Wahrheit bezeugt: die Propheten Jesaja und Joel schreiben: „Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“ und „wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden“. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Juden oder Griechen, Deutschen oder Iranern oder Afghanen oder Amerikanern oder Finnen oder Pakistanis. Wir alle haben das gleiche Recht, durch die Gnade Jesu Christi Gottes Kinder zu werden.
Und so kommen wir schon zum zweiten Punkt: Was ist das Mittel, durch das mir diese Seligkeit, diese Rettung, gereicht wird? Oder mit den Worten des Paulus ausgedrückt: „Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?“ Ich amüsiere mich immer wieder über diese Diskussionen, die Paulus in seinen Briefen mit sich selbst führt. Er scheint damit auch die Fragen seiner Zuhörer bzw. Leser zu erahnen und vorwegzunehmen. Denn tatsächlich: Wie kann ich jemanden anrufen, von dem ich nicht gehört habe? Wie kann ich Jesus Christus als meinen Herrn bekennen, wenn ich niemals von diesem gehört habe?
Die Lösung des Problems ist logisch: jemand muss die Information über Jesus Christus weitergeben. Jemand muss den anderen Menschen erzählen, dass es eine Rettung gibt, dass der Tod nicht das Ende bedeuten muss und dass es die Vergebung der Sünden allein in Christi Blut gibt. Wem hat Gott nun die Aufgabe gegeben, die frohe Botschaft weiterzuerzählen? Hat er diese Aufgabe den Engeln gegeben? Oder den Fliegen? Oder den Kühen? Nein, er hat diese Aufgabe den Menschen gegeben. Den sündigen Menschen, uns, hat er diese größte und wichtigste Aufgabe gegeben. „Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden?“ Liebe Schwestern und Brüder, wir sind gesandt worden von Jesus Christus selbst: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker.“ Dies trifft natürlich in besonderer Weise auf uns Pastoren und Prediger zu, aber jeder Christ, jeder Nachfolger Jesu ist auch immer ein Zeuge.
Du denkst vielleicht jetzt: „Oh, das ist aber sehr schwierig. Ich kann ja gar nicht über geistliche Dinge reden.“ Da nimm dir ein Beispiel am Apostel Andreas. Im Evangelium des heutigen Tages heißt es: „Und Andreas führte ihn zu Jesus.“ Das kann jeder machen. Wenn wir von etwas überzeugt und begeistert sind, dann sagen wir: „Ach, das ist so toll, das musst du auch erleben!“ So können wir Christen es auch mit unserem Glauben machen. Wir dürfen begeistert sein von Jesus und von unserem Glauben. Wir dürfen Menschen zu ihm einladen. Wenn die Leute am Arbeitsplatz fragen: „Was hast du am Wochenende gemacht?“, dann kannst du sagen: „Ich war in der Kirche und das war super“, und es kann ein sehr schönes Gespräch stattfinden, so dass du deinen Kollegen am nächsten Sonntag hierher zu uns in die Kirche einladen kannst. Gerade die Advents- und Weihnachtszeit könnte sich dafür gut eigenen. „Und Andreas führte ihn zu Jesus.“ Bring deinen Nachbarn, deinen Freund, deinen Verwandten zu Jesus. Bring ihn oder sie in die Kirche, dahin, wo Jesus ist. Das ist das Beste, was du ihm oder ihr tun kannst. „Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!“
Vielleicht denkst du dann aber: „Ach, mein Nachbar oder Freund oder Verwandter wird doch niemals glauben können.“ Oder vielleicht sieht es momentan mit deinem eigenen Glauben auch nicht so toll aus. Und so kommen wir zum dritten Punkt der Predigt: wie kann ich denn überhaupt glauben? Wie kann ein Mensch überhaupt an Jesus Christus glauben? Dass der Schöpfer des ganzen Universums Mensch wird, hier unter uns lebt und dann für unsere Sünden stirbt, nach drei Tagen wieder aufersteht, und dann in den Himmel steigt, das ist schon starker Tobak. Und das sollen wir alles glauben. Wie soll denn das gehen? Und es reicht ja nicht, diese Dinge, diese Glaubensinhalte nur zu wissen und für wahr zu halten, sondern Glaube bedeutet auch Vertrauen, Vertrauen in Gott. Diesen Glauben können wir nicht aus unserem sündigen Herzen herauspressen und selbst erzeugen. Der Glaube muss uns von außen gegeben werden, er muss uns geschenkt werden. Und so lernen wir, dass die gute Nachricht, das Evangelium, viel mehr ist als nur die bloße Information über Jesus, wie ich es vorher in der Predigt ausgedrückt habe. Nein, das Evangelium ist ein lebendiges Wort, das uns genau das schenkt, was es auch verspricht. Wie Paulus sagt: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ In diesem Kontext ist „Predigen“ im weitesten Sinne zu verstehen, als alle Art der Wortverkündigung, denn der Urtext sagt eigentlich: „So kommt der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch das Wort Christi.“ Wo also Gottes Wort gelesen, gehört, gepredigt, unterrichtet, gesungen oder gebetet wird, da wirkt auch der Heilige Geist und bewirkt in uns Glauben. Ich sage es noch direkter: Gerade jetzt wirkt der Heilige Geist auf dich durch die Predigt des Wortes Christi und produziert Glauben in deinem Herzen.
Am heutigen St. Andreas-Tag bekennen wir also fröhlich: Die Rettung kommt allein aus dem Glauben an Jesus Christus. Alle Gläubigen sind seine Zeugen und jeder kann wie der Jünger Andreas Menschen zu Jesus führen. Wir alle sind „Freudenboten, die das Gute verkündigen“. Durch das Hören dieser frohen Botschaft, des Evangeliums, des Wortes Christi, wird uns der Glaube geschenkt, so dass im Unsichtbaren steinerne Herzen wieder lebendig werden und in Sünden verfallene, verlorene Menschen neue Hoffnung schöpfen. Auch heute hat Gott dieses Wunder unter uns getan.
Amen.
“Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. † Amen.”