Römerbrief 15, 4–13| Dritter Sonntag im Advent| Pastor Marko Turunen
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ † (Amen).
Hört Gottes heiliges Wort aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, aus dem fünfzehnten Kapitel:
Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.
Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind; die Heiden aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.« Und wiederum heißt es (5.Mose 32,43): »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!« Und wiederum (Psalm 117,1): »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!« Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.« Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. (Amen).
[Predigt] Liebe Schwestern und Brüder, in der Adventszeit denken und sprechen wir besonders über die messianischen Namen oder Titel Christi. Letzten Mittwoch ging es um den Schlüssel Davids, im heutigen Text taucht ein weiterer Name, der „Spross aus der Wurzel Isais“ auf. Isai war der Vater des König David. Deshalb spricht Jesaja die Prophezeiung aus: „Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.“ (Jes. 11,10) Damit will der Prophet sagen: zwar ist das weltliche Königtum Davids zusammengebrochen, es sitzt kein weltlicher König mehr auf dem Thron Davids, seitdem der letzte davidische König ins babylonische Exil geführt wurde. Aber wie aus dem Stumpf eines gefällten Baumes wieder ein Spross emporkeimt, so sollte es nochmal einen König aus dem Hause Davids geben, nocheinmal sollte ein Nachkomme Isais herrschen. Nach Jesajas Zeit vergingen über 700 Jahre, bis die Prophezeiung in Erfüllung ging. Dann spross wieder neues Leben aus dem totgeglaubten Baumstumpf. Dieser Spross aus der Wurzel Isais, dieser Erbe Davids, ist Christus.
Aber anders als das Reich Davids, gehört das Reich des Messias nicht nur den Juden, sondern alle Völker sollen in dieses Reich kommen, alle Menschen der Welt sollen in diesem König ihre Hoffnung finden. Und anders als Davids Königreich, welches vergänglich war, ist das Königreich Christi ewig.
Lieber Bruder, liebe Schwester, schau dich um: du siehst hier bei uns live, wie Prophezeiungen in Erfüllung gehen. Aus allen Völkern haben wir zwar keine Gemeindeglieder, aber zumindest Deutsche, Iraner, Afghanen, Pakistanis, Araber, Amerikaner, Deutsche aus Russland und ein paar Finnen sind regelmäßig bei uns im Gottesdienst. Wenn ich ein Land vergessen habe, bitte nachher beim Rausgehen bei mir melden! Und so soll es sein unter den Christen: Alle Völker werden den Herrn loben. Alle werden vor dem Spross Isais, vor Christus niederknien.
Diese wunderbare Aussicht vor Augen, schreibt der Apostel Paulus uns in der heutigen Predigtlesung einige Ratschläge und Mahnungen, wie wir als lebendige Äste dieses Christusbaumes leben. Es sind drei Dinge: Erstens sagt Paulus, dass das, was zuvor geschrieben ist, uns zur Lehre geschrieben ist, dass wir Geduld und Trost haben. Zweitens, der Apostel ermahnt uns zur Eintracht untereinander. Und drittens, wir sollen einander gegenseitig annehmen, wie Christus uns angenommen hat.
Was zuvor geschrieben ist, ist uns zur Lehre geschrieben. Ja, damit meint der Apostel natürlich nicht nur seinen Römerbrief, und was in diesem uns geschrieben ist, sondern er spricht auch ganz allgemein von der „Schrift“: Was in der Heiligen Schrift, also der Bibel, geschrieben ist, ist uns zur Lehre geschrieben. Ja, Gottes Wort ist uns zur Lehre geschrieben, dass wir dadurch Geduld und Trost erhalten. Das brauchen wir auch wirklich in schweren Zeiten. Unsere sündige Natur hat es so an sich, dass wir uns immer auf das Negative konzentrieren, und nur das sehen, was schlecht in unserem Leben ist. Manche Sorgen und Nöte sind auch wirklich so gewaltig, dass sie unser ganzes Leben zu füllen scheinen. In diesen Momenten müssen wir trotz unseres Gefühls und trotz unseres Verstandes auf Gottes Wort hören: Dort und nur dort, findet sich nachhaltiger Trost. Wenn Welt, Teufel und deine eigene Sünde etwas ganz anderes sprechen, darfst und musst du sogar Gottes Wort vertrauen, das sagt: Gott liebt dich. Du bist sein Kind. Er ist bei dir. Er lässt dich nicht im Stich. Er vergibt dir. Er rettet dich. Er bringt dich nach Hause.
Das meint der Apostel, wenn er vom Trost und der Geduld und der Hoffnung spricht, die aus Gottes Wort kommen. Bei Sorge, Not und Anfechtung, halte Gottes schützendes und lebenspendendes Wort wie ein Schild über dich und flüchte in seinen Schutz.
Der zweite Punkt ist, dass wir als Christen untereinander in Eintracht sein sollen. Auch diese Eintracht ist nicht unser eigenes Erzeugnis, sondern der Apostel formuliert es als Gebet: „Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander“. Alle guten Gaben kommen von Gott, auch die Eintracht untereinander. Wir können ja nicht ernsthaft glauben, dass wir Sünder es irgendwie aus eigener Kraft fertigbringen könnten, in geistlicher Eintracht untereinander zu leben. Wenn es nach uns ginge, dann ginge es hier ganz diabolisch zu. Aber Gott schenkt seiner Kirche Eintracht in seinem Heiligen Geist und durch sein Wort. In unserer Eintracht sollen wir Christus gleich sein – das Wohl des anderen vor unser eigenes setzen, opferbereit sein, und so wie aus einem Munde dem Vater Lob und Preis geben. Christus gleich sein – menschlich gesehen wieder unmöglich, aber so sagt es Gottes Wort. Liebe Schwestern und Brüder, für Gott ist auch das möglich. Weil du in Christus getauft bist, bist du in ihm und er ist in dir. Und genau hier ist die Eintracht zu suchen: Wir alle in Christus handeln ihm gleich, sind in Eintracht und geben Lob und Preis Gott dem Vater. Es ist ein Wunder Gottes, dass unsere Vielvölkergemeinde trotz so vieler menschlicher Schwäche und Sünde so einträchtig sein kann. Ohne Gottes Hilfe wäre es gar nicht möglich.
Und so kommen wir zum dritten, sehr praktischen Punkt des Apostels: „nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Das „Einander Annehmen“ erklärt der Apostel im nächsten Satz: Christus kam, um zu dienen, er wurde ein Diener seines Volkes, und der ganzen Menschheit. Als christusgleiche Christenmenschen ist das unser Handlungsprinzip: Wir dienen.
Die Zeit vor Weihnachten ist für manche so die Zeit, in der das pochende Gewissen durch einen Ablass besänftigt wird. Kurz vor Weihnachten fällt den Leuten ein, dass sie vielleicht anderen etwas Gutes tun könnten. Und dann spenden sie dem guten Zweck ihrer Wahl – großzügig – ganze 10 €. Huch, jetzt kann das Fest kommen, die gute Tat des Jahres ist getan!
Dies ist natürlich eine grobe Überzeichnung und Karikatur. Aber vielleicht ist da auch etwas Wahres dran. Als Christen sind wir Christen das ganze Jahr, und nicht nur vor Weihnachten. Dem Nächsten dienen, das ist ein Ganztagsjob, 24/7, das ganze Jahr. „Nehmt einander an“, sagt der Apostel. Wie könntest du dich deines Nächsten annehmen? Wie könntest du dienen?
Das waren die drei Punkte des Apostels: Wir sollen uns trösten lassen von Gottes Wort, so dass wir Geduld und Hoffnung haben. Zusammen mit Paulus beten wir für die Eintracht untereinander. Und wir sollen einander annehmen und dem nächsten dienen, wie Christus auch gedient hat. Und er grüßt uns noch am Schluss mit folgenden Worten:
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Wie auch immer dein Jahr verlaufen ist, wie auch immer deine Adventszeit verlaufen ist, wie auch immer dein Lebenswandel als Christ momentan läuft, diese Worte gelten auch dir. Das sind die Dinge, die der Apostel dir wünscht: er wünscht dir Freude, und Frieden, und Glaubensstärkung, und Hoffnung, und Kraft des Heiligen Geistes. Dies ist nicht nur irgendein frommer Wunsch, sondern dies ist Gottes Wort. Was Gottes Wort verspricht, das tut es auch. Der für dich gestorbene und auferstandene Herr Jesus Christus möchte dich heute und an allen Tagen mit diesen Gaben beschenken. Du bist ein lebendiger Ast, eingepfropft in den Spross aus dem Stamm Isais.
Amen.