St. Matthäus 10,16-22 | Mittwoch nach Exaudi | Pfr. Dr. Martens
Heute Nachmittag war ich zu Gast bei dem Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, dem Bundestagsabgeordneten Markus Grübel. Der hatte mich selber zu diesem Gespräch eingeladen, und so nutzte ich die Gelegenheit, ihm aus eigener Erfahrung davon zu berichten, wie bescheiden es mit der Religionsfreiheit in unserem eigenen Land aussieht, wenn es um Flüchtlinge geht, die zum christlichen Glauben konvertiert sind und von den deutschen Behörden in großen Scharen ihre Abschiebebescheide in ihr muslimisches Heimatland erhalten. Ich mache mir mittlerweile nicht mehr viel Illusionen darüber, dass deutschen Politikern, zumal solchen, die sich christlich nennen, christliche Flüchtlinge ernsthaft ein Anliegen sein könnten. Aber wenn ich denn die Möglichkeit bekomme, bei offiziellen Stellen über das Unrecht zu sprechen, das unseren Glaubensgeschwistern Tag für Tag hier in unserem Land zugefügt wird, dann kann und will ich diese Möglichkeiten natürlich auch immer wieder nutzen.
Dennoch sollten wir ganz bewusst immer und immer wieder einüben, die Schikanen und das Unrecht, das unseren Glaubensgeschwistern gerade auch hier in unserem Land zugefügt wird, nicht nur politisch, sondern vor allem geistlich wahrzunehmen und das, was wir hier in unserem Land erfahren, von daher ganz nüchtern zu bedenken. Und genau dazu leitet uns nun auch Christus, unser Herr, selber im Heiligen Evangelium dieses Abends an.
Mit aller Deutlichkeit kündigt er an, was diejenigen, die zu ihm gehören, erwartet: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Eine menschlich gesprochen aussichtslose Situation. Eben genau was unsere Schwestern und Brüder nach ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben hier in unserem Land erleben. Vor Gerichten werden sie stehen, so kündigt es Christus an, vor den Repräsentanten des Staates – wie Schafe mitten unter Wölfen. Treffender kann man kaum beschreiben, was unseren Glaubensgeschwistern nicht nur hier in Deutschland, sondern in so vielen Ländern unserer Welt, besonders auch so vielen, die sich christlich nennen, widerfährt. Ja, Jesus nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen.“ Wer Christ wird, wird damit nicht everybody’s darling, kann nicht damit rechnen, dass ihm dies irgendwelche Vorteile einbringt. Ich sage dies unseren Taufbewerbern auch immer ganz klar in der ersten Unterrichtsstunde: „Wenn ihr hierher kommt, weil ihr denkt, dass ihr dadurch einen Vorteil im Asylverfahren habt, dann vergesst das! Dann sagt lieber, dass ihr Salafisten seid. Dann habt ihr eine hundertmal bessere Chance, hier in Deutschland eine positive Anerkennung zu bekommen, als wenn ihr sagt, dass ihr Christen seid!“ Wer Christ wird, lädt sich nur Probleme auf den Hals, ja, den Hass derer, die es einfach nicht begreifen können, warum ein Mensch ernsthaft an Jesus Christus als seinen Herrn glauben kann. Wir erleben immer wieder den Hohn und Spott und die Verleumdungen vonseiten der Vertreter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, das völlige Unverständnis für den christlichen Glauben bei so vielen, die der deutsche Staat zu Glaubenswächtern bestellt hat. Ja, im Vergleich dazu haben wir einheimischen Christen es zurzeit immer noch so gut hier in Deutschland. Wir müssen keine Angst davor haben, dass uns unser Bekenntnis zu Jesus Christus am Ende den Tod einbringt, wir werden höchstens mal hier und da belächelt – und auch wenn ich gerade neulich hörte, dass ein Dolmetscher einem unserer Gemeindeglieder sagte, dass das ganze BAMF unsere Gemeinde und mich hassen würde, können wir damit ganz gut leben, kann auch ich damit gut leben. Doch viele unserer neuen Gemeindeglieder haben schon selber erfahren, was Jesus hier ankündigt, dass die eigenen Familienangehörigen sie mit dem Tod bedroht haben, ihnen keine andere Möglichkeit als die der Flucht gelassen haben.
Seien wir also nicht überrascht über das, was wir zurzeit erleben: Da läuft nichts schief, wenn angeblich christliche Politiker bei der Abschiebung von Christen in vorderster Reihe mitwirken. Jesus hat das alles schon vorausgesagt. Er ist und bleibt der Herr der Welt, der Herr der Geschichte, auch und gerade wenn die Mächte, die die Christen bedrängen, immer mehr die Oberhand zu bekommen scheinen. Und Christus malt hier eben nicht nur einfach schwarz, sondern er ermutigt uns zugleich mit den Worten, die er hier an seine Jünger und damit auch an uns richtet:
Zunächst einmal weist er darauf hin, dass die, die vor Gerichte, vor Vertreter des Staates gestellt werden, damit Zeugen Jesu Christi werden, „ihnen und den Heiden zum Zeugnis“. Menschen, die ansonsten vielleicht nie irgendetwas von Christus vernommen hätten, müssen sich nun immer wieder das Zeugnis von überzeugten Christen anhören, müssen sich anhören, was sie über das Zentrum des christlichen Glaubens zu sagen haben. Und auch wenn sie darauf in der Regel nur mit Ablehnung, mit Hohn und Spott reagieren, haben sie es eben doch gehört – und Gott kann allemal auch auf diesem Wege Menschen zur Umkehr und zum Glauben an Christus führen.
Und dann fügt Christus ein wunderbares Versprechen hinzu: Wenn ihr vor Gerichten, vor staatlichen Behörden steht, dann sorgt nicht, wie und was ihr reden sollt. Gewiss, es ist gut und richtig, wenn man sich auf solche Termine auch vorbereitet. Aber in allem dürfen wir uns dann doch auf die Zusage unseres Herrn verlassen: „Nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ Ja, das ist eine Erfahrung, die auch Glieder unserer Gemeinde immer wieder gemacht haben. Dass sich Richter und Entscheider diesem Reden des Heiligen Geistes auch immer wieder verschließen können, ist klar. Jesus kündigt seinen Jüngern hier nicht an, dass sie mit ihren Reden auch Erfolg haben werden, andere überzeugen werden. Aber es bleibt dabei: Christus lässt diejenigen, die zu ihm gehören, nicht allein, stärkt ihnen mit seinem Heiligen Geist gerade auch da den Rücken, wo die, die ihnen zuhören, nur darauf warten, auf welche Weise sie sie zu Fall bringen können.
Und dann kommt am Ende das Allerwichtigste: „Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig“, so sagt es Jesus hier. Ja, genau darum und um nicht weniger geht es in unserem christlichen Glauben: Darum, dass wir selig werden, dass wir gerettet werden, dass wir in den Himmel kommen. Es geht nicht darum, dass wir ein gutes Gefühl, ein gutes Leben, einen Aufenthalt in Deutschland haben. Es geht wirklich nur um das eine: Dass wir bei Christus bleiben und selig werden. Es mag sein, dass der deutsche Staat tatsächlich auch so manche Glieder unserer Gemeinde in den Tod schicken wird. Wir werden versuchen, es zu verhindern, aber wir wissen: Wir sind und bleiben Schafe zwischen Wölfen, ja gerade auch Wölfen mit christlichem Schafspelz. Doch wenn es denn so kommen soll, dann sollen wir es nie vergessen: Wichtig ist nur eins: Dass wir selig werden, dass wir bei Christus bleiben und für immer mit ihm leben. Genau darum ging es heute Abend auch in der Taufe der kleinen Asal: Nicht um ein nettes Familienfest, nicht um eine feierliche Aufnahme in die Gemeinde, sondern einzig und allein darum, dass auch Asal selig wird, dass auch sie in den Himmel kommt. Was für Wege bis dahin vor uns liegen, wissen wir nicht. Aber wir kennen allemal das Ziel unseres Lebens: Gottes neue Welt, in der es dann eben keine Wölfe, keine Behörden und Gerichte, kein Unrecht und keinen Tod mehr geben wird. Was wir jetzt erleben, ist eben nicht alles, ist nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zu dem großen Ziel. Lassen wir uns darum durch nichts und niemand von Christus abbringen. Es lohnt sich allemal, bei ihm zu bleiben. Mögen wir uns dafür immer wieder neu durch Gottes heiligen Geist den Blick schärfen lassen! Amen.