St. Matthäus 2,1-12 | Epiphanias | Pfr. Dr. Martens

In diesen letzten Tagen sind in vielen Teilen Deutschlands Sternsinger durch die Straßen der Städte und Dörfer gezogen und haben auf den Türen der Häuser einen Segensspruch angebracht: C – M – B. Diejenigen, die damals kein Latein konnten und sonst auch nicht so viel Ahnung vom christlichen Glauben hatten, haben gedacht, das seien wohl die Anfangsbuchstaben der drei Weisen aus dem Morgenland und haben sie darum Caspar, Melchior und Balthasar genannt. Doch in Wirklichkeit hinterlassen die Sternsinger da an den Gebäuden nicht ihre eigenen Tags, sondern sie stellen das Gebäude unter den Schutz des Herrn aller Herren – Jesus Christus. C – M – B: Christus mansionem benedicat! Christus möge dies Gebäude segnen – das ist mit den drei Buchstaben gemeint.

Und so geht es am heutigen Festtag auch nicht zuerst und vor allem um die sogenannten drei Heiligen Könige, von denen man nur aufgrund der Dreizahl der Geschenke vermutet hat, dass sie drei waren und die man auch nur aufgrund der Kostbarkeit ihrer Geschenke zu späterer Zeit zu Königen erklärt hat. Vielmehr geht es um das große C – gewiss nicht um das einer Partei, die sich mit diesem Namen schmückt, sondern um den Namengeber selber, um den, der im Zentrum des heiligen Evangeliums des heutigen Tages steht, obwohl er hier in der Geschichte kein einziges Wort von sich gibt. Von Christus soll darum auch in dieser Predigt vor allem die Rede sein: von Christus,

  • den der Sternenhimmel bezeugt
  • der allein durch das Wort gefunden wird
  • vor dem sich Machthaber fürchten
  • zum dem Menschen aus allen Völkern finden


I.

Es ist nicht zu fassen: Da konnte man auf der Homepage des Nachrichtensenders n-tv doch tatsächlich in den vergangenen Tagen ein ausführliches Jahreshoroskop für die verschiedenen Sternzeichen abrufen. Da entblödet sich ein scheinbar seriöser Nachrichtensender nicht, bei dieser Art von Volksverdummung mitzuwirken, die aus einer Zeit stammt, als man die Erde noch für eine Scheibe und den Himmel für eine Halbglocke darüber hielt. Doch offenbar wollen die Leute solch einen Stuss tatsächlich lesen. Und es gibt sogar Leute, die sich bei ihrem Lesen von Horoskopen auf die Weisen aus dem Morgenland berufen: Die sind doch auch den Sternen gefolgt – also muss doch an Horoskopen etwas dran sein, wenn auch in der Bibel so positiv von den Sternen berichtet wird, die die Weisen aus dem Morgenland zu Christus führten!

Doch in Wirklichkeit bezeugt die Geschichte von den Sterndeutern aus dem Iran, die sich auf den Weg zu Jesus begaben, etwas ganz anderes: Sie bezeugt die Größe dessen, der als kleines Kind in einem Stall geboren wurde und doch zugleich der Herr des ganzen Universums ist, der sogar Sternenkonstellationen von Planeten in seinen Dienst nehmen kann, um Menschen auf sich und seine Herrschaft aufmerksam zu machen. Jesus wurde nicht in Bethlehem geboren, weil dies nun mal so von den Sternen bestimmt war, sondern der Schöpfer der Sterne nimmt auch die Sterne in seinen Dienst, um auf seine Geburt hinzuweisen. Und Gott kann dabei auch noch den Irrglauben der Sterndeuter benutzen, um Menschen dadurch auf den Weg zu Christus zu führen, so stellen wir hier staunend fest. Er kann auch heute den Irrglauben eines Herrn Khomeini oder eines Herrn Khamenei gebrauchen, um Menschen aus dem Iran zu Christus zu führen. Ja, Gott ist und bleibt der Herr des Universums und der Herr der Geschichte – der auch Irrwege noch zum richtigen Ziel führen lässt, so dürfen wir es staunend im heiligen Evangelium erkennen. Ja, so groß, so bedeutend ist Christus, dass alles dazu dienen muss und kann, Menschen in seine Gemeinschaft zu führen, selbst noch die Sterne des Universums.


II.

Aber nun übersehen diejenigen, die sich beim Lesen der Horoskope auf die Sterndeuter aus dem Iran berufen, etwas ganz Entscheidendes: Die Sterndeuter landen nämlich mit ihrer Deutung der Sterne am Ende auf einem Irrweg – sie kommen mithilfe des Sterns gerade nicht bei Christus an, sondern landen stattdessen im Palast des Königs Herodes.

Knapp daneben ist eben auch vorbei – und das falsche Horoskop der Sterndeuter setzt im Weiteren eine tragische Geschichte in Gang, an deren Ende so viele kleine Kinder in Bethlehem und Umgebung abgeschlachtet werden. Es ist kein Ruhmesblatt für die Sterndeuterei, das uns hier im Evangelium aufgeschlagen wird, ganz im Gegenteil: St. Matthäus macht hier sehr deutlich, wie allein Menschen den Weg zu Christus finden: nämlich so, dass sie durch das Wort Gottes an den Ort geführt werden, wo Christus ist. Erst das Wort des Propheten Micha lässt die Sterndeuter aus dem Iran erkennen, dass sie im Königspalast in Jerusalem tatsächlich an der falschen Stelle gelandet waren, dass Christus dort zu finden ist, wo sie es selber mit ihren Deutungen gerade nicht erwartet hatten: in Bethlehem, in Brothausen, einem kleinen Kuhdorf einige Kilometer südöstlich von Jerusalem.

In unserer Arbeit mit Menschen aus dem Iran und Afghanistan erlebe ich immer wieder, dass Menschen mir erzählen, dass sie im Traum Jesus Christus selber gesehen haben. Früher hätte ich das als unsinnig abgetan, doch mittlerweile glaube ich schon, dass Christus auch durch Träume Menschen zu sich führen kann, vor allem Menschen aus Ländern, in denen es kaum einen Zugang zu einer Kirche, zur Heiligen Schrift gibt. Ja, die große Erweckung, die wir zurzeit in so manchem islamischen Land erleben, ist tatsächlich in vielen Fällen durch solche Träume hervorgerufen. Aber auch für all diese Träume gilt: Sie müssen immer am Wort der Heiligen Schrift gemessen werden. Träume allein können auch in die ganz falsche Richtung führen. Doch das Wort Gottes der Heiligen Schrift schenkt Klarheit, hat Kraft: Wie es damals schon 700 Jahre im Voraus die Geburt des Retters in Bethlehem angekündigt hat, so hat es heute auch die Kraft, Menschen zu Christus zu führen, die diesen Weg durch die Lektüre des Koran allein niemals gefunden hätten. Ja, er, der Herr in der Futterkrippe, lenkt die Geschicke der Menschen immer wieder neu durch sein Wort.


III.

Da, wo er, Christus, erscheint, löst er allerdings gerade bei den Großen und Mächtigen dieser Welt stets aufs Neue Widerstände aus, die mitunter geradezu groteske Züge annehmen können. Da regiert der große König Herodes in seinem prächtigen Palast in Jerusalem, hat gerade den Bau eines neuen Tempels zum Abschluss gebracht, von dessen geradezu bombastischer Größe noch heute die Westmauer in Jerusalem, die sogenannte „Klagemauer“, zeugt. Und dieser große König Herodes fürchtet sich allen Ernstes vor einem Baby, sieht durch ein kleines Baby seine Macht bedroht. Ja, er bekämpft dieses Baby mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln – und bezeugt doch zugleich mit seinem irrsinnigen Widerstand gegen diesen Säugling die Größe dessen, den er da bekämpft.

Und daran hat sich in den letzten 2000 Jahren nichts geändert. Am Donnerstag war ich in einer Gerichtsverhandlung in Dresden. Noch vor Beginn der Verhandlung verfügte die Richterin, dass unser Gemeindeglied sein Taufkreuz abzunehmen oder zumindest unter seinem Pulli zu verstecken habe. Der Anblick eines Kreuzes – unerträglich für eine Richterin, die im Folgenden darüber zu befinden hatte, ob sich der besagte Mensch mit dem Kreuz ernsthaft dem christlichen Glauben zugewandt habe oder nicht. Ja, Zustände wie unter Herodes haben wir mittlerweile auch hier in unserem Land, in dem mit offenkundiger Billigung der politisch Verantwortlichen diejenigen, die an diesen Jesus Christus glauben, aus dem Land getrieben, ja letztlich in den Tod getrieben werden sollen. Wir mögen uns über den menschlichen Zynismus, der in dieser Jagd auf konvertierte Christen immer wieder zum Ausdruck kommt, empören. Doch recht verstehen können wir ihn nur, wenn wir dieses Geschehen geistlich wahrnehmen, wenn wir erkennen, dass sich in diesem Widerstand gegen die Existenz von konvertierten Christen in unserem Land letztlich der Widerstand gegen Christus selber verbirgt, der für viele in unserem Land heute so unerträglich ist, dass sein Erkennungszeichen verdeckt und die, die zu ihm gehören, mundtot gemacht werden sollen. Ach, wie unsäglich aktuell ist diese Geschichte, die uns St. Matthäus erzählt, wie unsäglich aktuell auch darin, dass gerade dieser Widerstand gegen Christus zeigt, wie groß der Herr ist, gegen den sich bis heute die Mächtigen auf Erden auflehnen!


IV.

Doch die Geschichte endet eben nicht mit dem Widerstand des Königs Herodes. Sie endet mit der Freude der Sterndeuter aus dem Iran, die vor Christus niederfallen und ihn anbeten und gestärkt aus dieser Begegnung mit Christus in ihr Land zurückkehren.

Eine unglaubliche Geschichte ist es, und so verwundert es nicht, dass protestantische Ausleger des Matthäusevangeliums immer wieder behauptet haben, dass dies nur eine ausgedachte Geschichte sein könne: Menschen, die aus dem Iran den Weg zu Jesus finden – das ist doch an den Haaren herbeigezogen!

Genau dasselbe denken auch die deutschen Behörden heutzutage, können es sich einfach nicht vorstellen, dass allen Ernstes Menschen aus dem Iran den Weg zu Jesus Christus finden können, sodass sie ihn mit ihrem ganzen Wesen, auch mit ihrem ganzen Herzen anbeten. Das kann doch nur erfunden sein, das kann doch nur ein widerlicher Betrug sein, wie es gerade neulich ein evangelischer Pfarrer hier aus Berlin in einer großen Tageszeitung formuliert hat.

Doch wir erleben eben diese scheinbare Unmöglichkeit hier in unserer Mitte, dass Menschen aus dem Iran und Afghanistan sich tatsächlich unter dem Stern hier in unserer Kirche einfinden, hocherfreut darüber, in ihrem Leben endlich Christus gefunden zu haben. Ja, wir erleben diese scheinbare Unmöglichkeit hier in unserer Mitte, dass Menschen aus dem Iran und Afghanistan hier an unserem Altar vor Christus niedersinken und ihn anbeten, wenn er in unsere Mitte kommt mit seinem heiligen Leib und Blut.

Epiphanias feiern wir heute – das Fest der Erscheinung des Herrn, das Fest, bei dem wir staunend wahrnehmen, wie Menschen aus allen Ländern und Völkern den Weg zu Christus, dem Licht der Welt, finden. Ja, es ist in besonderer Weise unser Fest hier in Steglitz, ein Fest, bei dem wir wieder neu darüber staunen, was für einen wunderbaren Herrn wir haben – einen Herrn, dessen Anziehungskraft so groß ist, dass sie immer wieder Menschen zu ihm, Christus, zu ziehen vermag, die doch so fest im Islam verwurzelt waren. Doch Christus ist stärker. Er führt Menschen nicht mit Zwang zu sich, und er hält sie auch nicht mit Zwang bei sich fest. Er hat keine anderen Machtmittel als seine Liebe und sein Wort. Und gegen diesen Herrn kommt eben keine Macht der Welt an, kein Herodes, kein Innenministerium, kein Mullah-Regime. Sein Segen ist stärker als aller Hass der Welt. Und so möge der Segen dieses Herrn auch über unserem Haus mit seinen besonderen Bewohnern, über unserer Kirche und allen Gottesdienstteilnehmern in diesem Jahr wohnen: Christus mansionem benedicat! Christus segne dieses Haus! Amen.    

Zurück