Rückblick

Am 12. März hatten wir unsere diesjährige Jahreshauptgemeindeversammlung, bei der ich natürlich auch meinen Gemeindebericht vorgelegt habe, von dem ich Ihnen in Auszügen auch auf diesem Wege Kenntnis geben will:

„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ (1. Johannes 3,8) Mit diesen Worten des Wochenspruchs dieser Woche beginne ich diesen Gemeindebericht. Die Worte machen deutlich, dass es in diesem Gemeindebericht nicht um einen Geschäftsbericht eines Unternehmens gehen kann, sondern dass ich Ihnen vielmehr einen Frontbericht von einem geistlichen Kampf gebe, in den wir in der Arbeit unserer Gemeinde in besonderer Weise gestellt sind. Nur auf diesem Hintergrund können wir all das recht verstehen, was ich Ihnen im Weiteren darlegen werde:

Ich beginne mit einigen statistischen Zahlen:

Im vergangenen Jahr ist unsere Gemeinde zahlenmäßig weiter gewachsen: von 1609 Gemeindegliedern im Jahr 2017 auf 1720 Gemeindeglieder am 31. Dezember 2018, also um 111 Gemeindeglieder. Besonders stark gewachsen ist die Altersgruppe der 18-29jährigen. Sie stellt mit 521 Personen auch die stärkste Altersgruppe in unserer Gemeinde überhaupt. Wir haben 219 Kinder in unserer Gemeinde im Alter bis 13 Jahren; dagegen sind nur 63 Glieder unserer Gemeinde älter als 65 Jahre. Ich selber gehöre mittlerweile auch zu den 10% der ältesten Gemeindeglieder unserer Gemeinde.

Zu dem zahlenmäßigen Wachstum unserer Gemeinde haben im vergangenen Jahr 155 Taufen beigetragen, von denen 32 Taufen von Kindern und 123 Taufen von Erwachsenen waren. Dazu kamen 99 Übertritte in unsere Gemeinde und Kirche. Außerdem wurden acht Gemeindeglieder aus anderen SELK-Gemeinden an uns überwiesen. Umgekehrt hatten wir im letzten Jahr sieben Sterbefälle zu verzeichnen, 118 Austritte und 26 Überweisungen in andere SELK-Gemeinden. Wir sind und bleiben natürlich eine Migrantengemeinde - und dazu gehört eben auch, dass Gemeindeglieder eine Zeitlang zu uns kommen und dann weiterziehen, in nicht wenigen Fällen ohne dass ich sie dann noch erreichen kann. Dennoch bleibt der Trend deutlich erkennbar, dass mehr geflüchtete Menschen zu uns kommen als von uns weggehen.

Erkennbar angewachsen ist auch die Zahl der Abendmahlsgänge von Gliedern unserer Gemeinde: Sie stieg von 21.113 Kommunionen im Jahr 2017 um 1484 auf 22.597. Die Zahl der Gottesdienste mit Feier des Heiligen Altarsakraments stieg im vergangenen Jahr um neun von 147 auf 156 in unserer Gemeinde. Dabei stieg zugleich auch die durchschnittliche Zahl der Gottesdienstteilnehmer in jedem dieser Gottesdienste an: In den Gottesdiensten am Sonntag, zu denen auch die Vorabendmessen dazugerechnet werden, hatten wir einen Anstieg von 378,9 auf 395,1 Gottesdienstteilnehmer zu verzeichnen, in den Wochengottesdiensten von 111,6 auf 115,9. Außerdem habe ich im vergangenen Jahr 131 Hausabendmahlsgottesdienste gefeiert, gegenüber 93 im Jahr zuvor. Insgesamt habe ich im letzten Jahr 386 Gemeindebesuche gemacht, das sind 78 mehr als im Jahr zuvor, aber immer noch deutlich weniger, als eigentlich nötig wäre. Dankbar bin ich von daher dafür, dass das Ehepaar Turunen im vergangenen Jahr ebenfalls 34 Gemeindebesuche gemacht hat.

Wir sehen also im Rückblick ein zahlenmäßiges Wachstum in vielen Bereichen. Dies muss jedoch nicht so bleiben und ist gewiss kein „Selbstläufer“. Es ist sehr wohl möglich, dass es auch in der Arbeit in unserer Gemeinde in Zukunft Konsolidierungsphasen geben wird. Darauf deutet ein weiteres Wachstum hin, über das ich natürlich traurig bin: Im vergangenen Jahr haben 374 Glieder unserer Gemeinde kein einziges Mal den Leib und das Blut des Herrn empfangen. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass davon ein Drittel einheimische Deutsche und russlanddeutsche Gemeindeglieder waren, die bei den Restanten weit überproportional vertreten sind. Dennoch haben auch etwa 250 Gemeindeglieder aus dem Iran und Afghanistan bei uns im letzten Jahr nicht das Sakrament empfangen. Etwa 20% der iranischen Gemeindeglieder und weniger als 10% der afghanischen Gemeindeglieder sind dem Altar ferngeblieben. Dies schmerzt mich sehr. Allerdings erlebe ich es auch, dass so manche derer, die im letzten Jahr nicht zu uns gekommen waren, in diesem Jahr nun schon wieder an unseren Altar zurückgekehrt sind. Der Dienst des Hirten, hinter den Schafen, die verschwunden sind, herzulaufen, wird auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe bleiben, der ich selber im vergangenen Jahr nur sehr begrenzt gerecht geworden bin.

Blicken wir auf das vergangene Jahr zurück, dann bleiben zwei ganz besondere Gottesdienste in Erinnerung, die wir miteinander gefeiert haben und bei denen auch jeweils unser Bischof Hans-Jörg Voigt mitwirkte: Es war die Feier unseres 90. Kirchweihjubiläums am 4. März und die Ordination von Marko Turunen am 30. November. Es waren beides wunderbare Feste, auch mit dem, was jeweils danach folgte.

Mit der Ordination von Marko Turunen sind wir beim Thema der Mitarbeiter, das in unserer Gemeinde eine besonders große Rolle spielt. Die Fülle der Aufgaben, die sich in unserer Gemeinde stellen, kann von mir selber natürlich nur zu einem kleinen Teil bewältigt werden. Umso dankbarer bin ich dafür, dass wir mit Mitarbeitern so reich beschenkt sind und dabei eine große Unterstützung von außen erfahren, gerade auch was die Finanzierung der hauptamtlichen Mitarbeiter angeht:

Marko und Siiri Turunen sind nach dem Abschluss ihres Farsi-Intensivkurses nun voll im Einsatz in unserer Gemeinde: Ich bin dankbar für die Psychologische Sprechstunde und die Musikarbeit, die von Siiri Turunen übernommen worden sind und damit ganz wichtige Aspekte unserer Gemeindearbeit abdecken. Marko Turunen ist nun als Pastor natürlich schon in vielfältiger Weise in unseren Gottesdiensten im Einsatz; er leitet einen Taufkurs für pakistanische Taufbewerber, engagiert sich mit seiner Frau im Jugendkreis und in einem Hausbibelkreis und übernimmt natürlich auch weiter Gemeindebesuche. Wir danken der finnischen Missionsgesellschaft LEAF für die Entsendung des Ehepaars von Herzen. Ebenso dankbar bin ich weiter für den Einsatz unserer Schwester Tarja I., die sich nicht nur in der Durchführung von Glaubenskursen  und Hausbibelkreisen hier in unserer Gemeinde engagiert, sondern ganz im Verborgenen viele Gemeindebesuche unternimmt, Gemeindeglieder begleitet und in besonderer Weise zu einer mütterlichen Ansprechpartnerin für viele afghanische Gemeindeglieder geworden ist. Wir danken auch ihrer finnischen Missionsgesellschaft, die sie uns geschickt hat. Dankbar sind wir auch der Kirchenleitung unserer Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, die es uns auch im vergangenen Jahr wieder ermöglicht hat, dass Frau Tatiana L. als Sozialarbeiterin in unserer Gemeinde tätig war. Mit ihren Einsätzen in der Ausländerbehörde, im Flüchtlingsamt und an vielen anderen Stellen hat sie vielen, vielen Gliedern unserer Gemeinde entscheidend wichtige Hilfen leisten können. Und dankbar sind wir auch Pastor Michael W., der als Ruheständler die Möglichkeiten nutzt, die er zeitlich und darüber hinaus hat, um hier in unserer Gemeinde in ganz vielfältiger Weise mitzuarbeiten. Ich könnte mir die Arbeit hier in der Gemeinde ohne seine Mitarbeit gar nicht mehr vorstellen.

 Doch erst recht könnte die Arbeit in unserer Gemeinde nicht ohne den großen Einsatz der vielen weiteren ehrenamtlichen Mitarbeiter geleistet werden. Ich bin dankbar für den Einsatz unserer Rendantin, Frau Angelika B., die mit erheblichem zeitlichem Aufwand und großer Zuverlässigkeit unsere Finanzen verwaltet, dass ich mir darüber keinerlei Gedanken zu machen brauche. Ich danke dem Betreuerteam unserer Kirchenasylanten, vor allem Frau Heidi R. und meinen Eltern, die sich hier beinahe täglich mit großem Engagement einbringen, dazu Herrn Gerd-Dietrich W. und allen, die bei der Vermittlung von Deutschkenntnissen mitgeholfen haben. Sehr dankbar bin ich auch für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserem Kirchenvorstand, der im letzten Jahr noch einmal erweitert wurde und in dem die einzelnen Mitglieder oft ganz im Hintergrund viele Aufgaben in der Gemeindearbeit übernehmen. Der Rat, den ich dort im Kirchenvorstand immer wieder erhalte, ist für mich unverzichtbar.

Besonders freue ich mich darüber, dass unser Gemeindeleben immer mehr von unseren iranischen und afghanischen Gemeindegliedern selbst getragen wird. Sie haben ja auch im Kirchenvorstand die deutliche Mehrheit. Wie hier Übergänge verlaufen, kann man beispielhaft am Küsterdienst in unserer Gemeinde sehen, der nun vom deutschen Vater B. auf den iranischen Sohn B. weitgehend übergegangen ist. Sehr dankbar bin ich für den unermüdlichen Einsatz unseres Bruders Aref M., der wesentlich für die Durchführung von Glaubenskursen zuständig ist und der eine besondere Gabe hat, farsisprachigen Menschen den Glauben an Jesus Christus nahezubringen. So viele Glieder unserer Gemeinde haben, menschlich gesprochen, ganz wesentlich durch sein Zeugnis den Weg zu Jesus Christus gefunden.

Doch es sind auch so viele praktische Dienste, die von den neuen Gliedern unserer Gemeinde übernommen werden. Ich denke an die Verpflegungsteams, die auch im vergangenen Jahr wieder Sonntag für Sonntag leckere Mittagessen vorbereitet haben, und danke besonders unserer Schwester Elisabeth A. für ihre Sondereinsätze zu besonderen Gelegenheiten. Nicht vergessen werden sollte auch, dass die gesamten Hausmeister– und Reinigungstätigkeiten in unserer Gemeinde ganz selbstverständlich von unseren Kirchenasylanten übernommen werden. Wir können uns das Leben in unserem Gemeindezentrum ohne unsere Kirchenasylanten schon gar nicht mehr vorstellen. Sehr dankbar bin ich für den Einsatz unserer Dolmetscher, die mir bei den Übersetzungen in den Taufunterrichten und Bibelstunden, in den Sprechstunden und auch bei der Übersetzung des Pfarrbriefs im vergangenen Jahr geholfen und dabei viele Stunden Zeit geopfert haben. Ich denke hier vor allem an ... (Namen genannt).  Und sehr dankbar bin ich auch für den treuen Einsatz unserer Kommunionhelfer und Lektoren in den Gottesdiensten. Gottesdienste ohne ihren Einsatz können wir uns ja mittlerweile auch gar nicht mehr vorstellen.

Ich bitte um Vergebung, wenn ich nun doch beispielhaft einige Namen genannt und andere nicht genannt habe. Für jeden einzelnen Dienst in der Gemeinde, ob nun offen erkennbar oder im Verborgenen, bin ich von Herzen dankbar.

Mit Freuden blicke ich auf das reiche Gemeindeleben in unserer Gemeinde. Es würde zu weit führen, nun über alle Bereiche des Gemeindelebens zu sprechen.

Besonders erwähnen möchte ich die Musikarbeit in unserer Gemeinde. Hier ist im vergangenen Jahr durch den Einsatz von Siiri Turunen und Eva V. viel in unserer Gemeinde geschehen. Dies kann man auch akustisch wahrnehmen: Unsere Gemeinde singt nun schon viel kräftiger als vor einem Jahr. Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass unsere Gemeindeglieder erfahren, dass die Kirche Jesu Christi und ganz besonders auch unsere lutherische Kirche eine singende Kirche ist, die ihre Freude am Evangelium durch Singen zum Ausdruck bringt. Wir singen nun in unseren Gottesdiensten auch immer mehr persische Lieder, neben unseren persischen Gottesdiensten vor allem auch während der Sakramentsausteilung. Dank der neuen Beamertechnik, die unser Bruder Silas M. installiert hat, wird dies nun in Zukunft noch besser möglich sein. Dankbar bin ich für den Dienst unserer Organistin Angelika K., die in so großer Treue so viele Gottesdienste im vergangenen Jahr mit ihrem Orgelspiel unterstützt hat. Sie hat daneben auch alle Lieder unseres Gesangbuches nun elektronisch aufgenommen, sodass wir auch Gottesdienste, in denen sie nicht anwesend sein kann, mit Orgelbegleitung feiern können. Hier ist unser Bruder Walid Z. zu einem zuverlässigen „elektronischen Organisten“ geworden, und ich bin dankbar, dass auch unser Bruder Reza R. in diese Aufgabe immer mehr hineinwächst.

 Bei den vielen Kindern und Jugendlichen in unserer Gemeinde spielt natürlich auch die Kinder– und Jugendarbeit eine besondere Rolle. Ich bin dankbar für den großartigen Dienst, den unsere Kindergottesdienstmitarbeiterinnen an jedem Sonntag leisten und bin sehr froh darüber, dass die Kinder aus unserer Gemeinde jede Woche die Möglichkeit haben, wieder eine biblische Geschichte kennenzulernen. Die Kindergottesdienste werden immer wieder so liebevoll und phantasievoll vorbereitet, dass mir dies immer wieder eine besondere Freude ist. Zum ersten Mal hatten wir im vergangenen Jahr auch Kindersingetage in unserer Gemeinde. Ich hoffe, dass dieses Angebot auch in diesem Jahr fortgesetzt werden kann. Ein Höhepunkt der Arbeit mit den Kindern unserer Gemeinde war natürlich auch im vergangenen Jahr wieder die Kinderbibelwoche, die wieder mit einem großen Aufgebot von Helfern durchgeführt wurde und bei allen Anstrengungen wieder viel Freude gemacht hat.

Im vergangenen Jahr endete wieder ein Konfirmandenunterricht mit am Ende 20 Konfirmanden. Im April letzten Jahres wurden sie zur Erstkommunion zugelassen; einige kamen dann noch im Laufe des Jahres hinzu und wurden ebenfalls zur Erstkommunion geführt. Jetzt hat für diese Konfirmanden schon der jüngere Jugendkreis begonnen, und wir haben auch wieder mit einem neuen Vorkonfirmandenunterricht angefangen.

In der Jugendarbeit merken wir den allgemeinen Trend in den Kirchen, dass sich regelmäßige Treffen zunehmend schwieriger gestalten. Ich freue mich jedoch darüber, dass so viele Jugendliche auch ohne regelmäßige Teilnahme am Jugendkreis regelmäßig in den Gottesdienst kommen. Ein besonderer Höhepunkt war die Jugendkreisherbstfreizeit im vergangenen Jahr in der Nähe von Grimma, die sehr zum Zusammenhalt der Jugendlichen untereinander beigetragen hat. In der Zwischenzeit haben Marko und Siiri Turunen wieder mit einem Jugendkreis begonnen. Mir selber bereitet der afghanische Jugendbibelkreis eine besondere Freude, in dem wir immer wieder sehr intensiv über Themen des christlichen Glaubens diskutieren.

Beim Rückblick auf das vergangene Jahr darf natürlich das Thema „Kirchenasyl“ nicht fehlen. Auch im vergangenen Jahr galt unser Einsatz in besonderer Weise konvertierten Christen, die in Skandinavien keine Chance auf Anerkennung als Flüchtlinge haben und denen die Abschiebung in ihr muslimisches Heimatland drohte, wo ihr Leib und Leben in Gefahr gewesen wäre. Noch im Mai hatte ich auf dem Lutherischen Kirchentag über unsere Kirchenasylarbeit berichtet und war dankbar dafür, dass verschiedene Gemeinden unserer Kirche dazu bereit waren, uns durch die Aufnahme von Frauen und Familien ins Kirchenasyl zu unterstützen. Leider erhielten wir dann bald darauf die Nachricht, dass die Innenministerkonferenz der Länder auf Druck von Herrn Seehofer beschlossen hatte, den Aufenthalt im Kirchenasyl als Flucht zu werten und damit die Überstellungsfrist auf 18 Monate zu verlängern. Dieser Beschluss ist offenkundig rechtswidrig, wie in der Zwischenzeit auch eine ganze Reihe von Verwaltungsgerichten festgestellt hat. Doch wir erleben immer klarer, wie sich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wie ein Staat im Staate gebärdet, der sich durch Entscheidungen von Gerichten in keiner Weise beeindrucken lässt. Nachdem bekanntgeworden war, dass die Neuregelung zum 1. August in Kraft treten würde, nahmen wir alle Kandidaten für ein Kirchenasyl noch vor diesem Stichtag in das Kirchenasyl auf. Ich bin Joel F. sehr dankbar dafür, dass er als der Leiter dieser Gruppe uns durch diese schwierige Zeit mit großer Umsicht hindurchgeführt hat. In der Zwischenzeit haben wir erfahren, dass unsere Entscheidung richtig war und all diejenigen, die vor dem 1. August ins Kirchenasyl aufgenommen worden waren, nach sechs Monaten auch wieder entlassen werden konnten - zum Teil allerdings erst nach einer Intervention unseres Bischofs, nachdem das BAMF in einigen Fällen wieder einmal rechtswidrige Entscheidungen in diesen Fällen getroffen hatte. Mittlerweile haben wir in unserem Kirchenasyl nur noch Kirchenasylanten, die 18 Monate bei uns bleiben müssen. Entsprechend mussten wir auch ihre Zahl deutlich reduzieren. Es ist eine sehr gute Gruppe, aber natürlich stellt ein Aufenthalt von 18 Monaten für alle Beteiligten eine besondere psychische Belastung dar. Ich schäme mich für unseren Staat, der gegen Recht und Gesetz Menschen solchen Schikanen aussetzt. Doch die Alternative einer Abschiebung nach Afghanistan wäre natürlich noch viel schlimmer für die Betroffenen.

Wenig erfreulich waren auch die Erfahrungen, die wir im vergangenen Jahr insgesamt mit dem BAMF und mit dem Verwaltungsgericht Berlin gemacht haben. Die BAMF-Mitarbeiter verhehlen mittlerweile ihre offene Ablehnung, ja in vielen Fällen ihren offenen Hass gegenüber unserer Gemeinde gar nicht mehr. Neulich sagte es ein Dolmetscher einem unserer Gemeindeglieder in einer Anhörung zwischendurch ganz offen: „Sie wissen ja, dass Ihre Gemeinde hier im BAMF gehasst wird.“  Heute war ich wieder bei einer Gerichtsverhandlung beim Verwaltungsgericht. Es ging um einen Kommunionhelfer, dessen Asylantrag abgelehnt worden war. Ich berichtete in der Verhandlung ausführlich, dass wir wirklich nur Kommunionhelfer einsegnen, bei denen die ganze Gemeinde davon überzeugt ist, dass es sich um ernsthafte Christen handelt, weil wir natürlich jeglichen Anstoß vermeiden wollen. Der BAMF-Vertreter schwieg dazu. Doch dann in seinem Schlussplädoyer, bei dem ich nichts mehr erwidern durfte, erklärte er: „Um Kommunionhelfer zu sein, braucht man kein gläubiger Christ zu sein. Da reicht ein übersteigertes Selbstdarstellungsbedürfnis.“ Mit solchen Unverschämtheiten und Beleidigungen vonseiten des BAMF werde ich in meiner Arbeit immer wieder konfrontiert. Ich hatte ja in der Vergangenheit immer wieder versucht, mit Vertretern des BAMF vernünftige, sachliche Gespräche zu führen. Leider hatte ich dabei schon dabei immer wieder erlebt, dass mir statt offener Gesprächsbereitschaft nur Aggression entgegenschlug. Dies hat sich leider nun immer weiter zugespitzt. Dass das BAMF von oben her die Anweisung hat, konvertierte Christen nicht mehr anzuerkennen, ist offenkundig. Die Hetze sich christlich nennender Politiker gegen konvertierte Christen trägt hier mittlerweile reiche Früchte. Auch in den Medien ist die Stimmung mittlerweile völlig gekippt. Im Verwaltungsgericht Berlin werden vielleicht noch 10% der Klagen positiv beschieden; in vielen Fällen wurden die Klagen engagierter Glieder unserer Gemeinde mit haarsträubenden Begründungen abgelehnt. Wir werden in Zukunft ein Heer von treuen Gemeindegliedern haben, die hier in unserer Gemeinde in der Luft hängen und denen im ungünstigsten Fall tatsächlich auch die Abschiebung in ihr muslimisches Heimatland droht. Es ist ein himmelschreiender Skandal. Wir sind unserem Bischof Hans-Jörg Voigt dankbar, dass er in seinem Bischofswort vom Anfang letzten Jahres deutliche Worte hierzu gefunden hat, während die Vertreter der anderen Kirchen zu diesem Skandal weiterhin schweigen oder sich nur sehr zurückhaltend äußern.  Wir können diese Entwicklungen nicht recht verstehen, wenn wir sie nicht im Sinne des Wochenspruchs geistlich verstehen: Da, wo Christus Seine Kirche baut, ruft er den Widerstand des Teufels hervor, der sich in seiner Bekämpfung der neugetauften Christen mittlerweile kaum noch eine Verkleidung überzieht.

Sehr dankbar bin ich dafür, dass das Thema „Baumaßnahmen“ im Jahr 2018, abgesehen von einigen Nacharbeiten, kaum noch eine Rolle gespielt hat. Neulich konnten wir diesen Tagesordnungspunkt zum ersten Mal bei einer Kirchenvorstandssitzung ganz übergehen. Wir sind Herrn Thomas F. dankbar dafür, dass er unser Gebäude nicht nur in einen solch guten Zustand versetzt hat, dass alles jetzt so selbstverständlich läuft, sondern dass er auch weiterhin auf unser Gebäude sein Auge hält und immer wieder ganz im Hintergrund Reparaturen und Verbesserungen vornimmt.

Ich komme zum Ausblick:

In diesen Tagen werden gerade von verschiedenen Gremien Beschlüsse gefasst, damit unsere Gemeinde in Steglitz einen eigenen Pfarrbezirk mit eigener Pfarrstelle und eigenem Berufungsrecht bilden kann. Wir haben auf diesem Wege von vielen Seiten, besonders auch von der Kirchenleitung, große Unterstützung erfahren. Dafür bin ich sehr dankbar. Von daher kann ich an dieser Stelle ankündigen, dass für den Fall, dass alle zuständigen Gremien zustimmen, in der kommenden Zeit noch einmal eine Gemeindeversammlung einberufen werden wird, bei der dann ein Pastor für den neugebildeten Pfarrbezirk berufen werden kann.

Das Jahr 2019 könnte in mancher Hinsicht ein Jahr der Klärungen in unserer Gemeinde werden. Wir sehen mittlerweile immer klarer, wer von denen, die in unsere Gemeinde gekommen sind, dabeibleibt und wer nicht. Dies wird sich gewiss auch auf die Statistik dieses Jahres 2019 auswirken. Zurzeit wächst mir gerade eine neue Aufgabe zu: Seit Dezember letzten Jahres gilt ein neues Gesetz, wonach alle positiven Anerkennungen von Asylanträgen nach drei Jahren noch einmal neu überprüft werden. Bei Asylbewerbern, die wegen ihres christlichen Glaubens anerkannt wurden - das gab es ja vor drei Jahren noch - werden von mir nun „detaillierte Bescheinigungen“ über die weitere Aktivität der anerkannten Asylbewerber in der Gemeinde nach ihrer Anerkennung verlangt. Das bringt mir natürlich einiges an Zusatzarbeit, doch bin ich darüber nicht nur unglücklich, weil diejenigen – es sind glücklicherweise nicht sehr viele –, die meinten, mich nach ihrer Anerkennung austricksen zu können, nun merken, dass sie zu kurz gedacht hatten. Natürlich werde ich in meinen Bescheinigungen auch nicht die Unwahrheit schreiben. Es ärgert mich allerdings, dass das BAMF in den Asylverfahren selber mich immer wieder als Lügner und Betrüger hingestellt hat, mich jetzt aber benutzen will, um so manchem Asylbewerber, der den christlichen Glauben als Asylgrund angegeben hat, wieder den Aufenthalt zu entziehen. Aber natürlich kann ich mich dem Schreiben der Bescheinigungen nicht entziehen. Jedenfalls werden auch in dieser Hinsicht so manche Klärungen in diesem Jahr in unserer Gemeinde stattfinden.

Menschlich gesprochen sieht die Perspektive für unsere Gemeinde äußerst positiv aus: Wir haben einen sehr breiten Gemeindegliederstamm mit vielen wunderbaren engagierten Gemeindegliedern und eine geradezu traumhafte Altersstruktur. Doch dass wir als Gemeinde eine positive Zukunftsperspektive haben, liegt in Wirklichkeit natürlich ganz an ihm, Christus, allein, der sich unter uns eine Kirche gebaut hat und sie auch weiter bauen wird - eine Kirche, die Seine Verheißung hat, dass auch die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. Im Vertrauen auf IHN können wir dem Jahr 2019 getrost und fröhlich entgegenblicken.